ACK Baden-Württemberg diskutierte "Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt"

"MissionRespekt" lautet der Prozess zu dem Dokument "Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt", Foto: EMW

"MissionRespekt" lautet der Prozess zu dem Dokument "Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt", Foto: EMW

(02.11.2015) "Mission bedeutet, ein lebendiges Zeugnis seines Glaubens in Liebe und Respekt vor den Menschen und ihren Überzeugungen zu geben." Dies bekräftigten die Teilnehmer der diesjährigen Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Baden-Württemberg, die am 31. Oktober und 1. November in der Evangelischen Akademie Bad Boll stattfand. Gegenstand war das Papier "Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt", das im Jahr 2011 von Vatikan, dem Ökumenischen Rat der Kirchen und der weltweiten Evangelischen Allianz verabschiedet worden war.

Michael Diener, Präses des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes und Vorsitzender der Evangelischen Allianz in Deutschland, würdigte im ersten Hauptvortrag das Papier "Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt" als wichtigen Schritt des ökumenischen Miteinanders. Die gemeinsame Verständigung trüge dazu bei, das gemeinsame Erbe wiederzuentdecken und überkommene "Frontstellungen" aufzugeben. Es sei von Beginn an das Anliegen der Allianzbewegung gewesen, sich mit Achtung und Respekt zu begegnen. Daher sei die Allianz stets für Religionsfreiheit und Menschenrechte eingetreten und habe zum Aufbau mündiger Zivilgesellschaften beigetragen. "Daran sollten wir heute anschließen", sagte Diener. Die Empfehlungen des Papiers müssten nun konkret umgesetzt und ein gemeinsames Verständnis von Mission gefördert werden. Diener benannte vor allem die aktuelle Flüchtlingsfrage als erhebliche Herausforderung und Chance. "Es wird wichtig sein, wie wir uns als Christen dauerhaft positionieren und wie wir unsere Gemeinwesen auch gemeinsam mit einem Geist der Liebe, des Respektsund der Barmherzigkeit und der Nächstenliebe durchdringen können", sagte der Präses. Dafür könnten das Papier und der angestoßene Prozess "MissionRespekt" wesentliche Impulse geben.

Der Präsident des Päpstlichen Hilfswerkes "missio", Prälat Klaus Krämer, sah im zweiten Hauptvortrag in dem Papier einen wesentlichen Fortschritt im Verständnis eines gemeinsamen Missionsauftrages. Krämer knüpfte an das Dokument "Nostra aetate" (In unserer Zeit) des Zweiten Vatikanischen Konzils an, in dem die römisch-katholische Kirche ihr Verhältnis zu den nichtchristlichen Religionen neu ordnete. In den Religionen sei viel Gutes und Wahres, was die katholische Kirche nicht ablehne. Dabei bleibe das eigene Zeugnis nicht auf der Strecke. Nur in einem Miteinander von Zeugnis, Austausch und Dialog könne ein Verständnis der anderen Religion und damit auch eine Auseinandersetzung mit der eigenen Religion stattfinden, war Krämer überzeugt.

In mehreren Workshops diskutierten die Teilnehmer anschließend das Verhältnis von Mission und Dialog, u.a. zu einem ganzheitlichen Missionsverständnis. Grundlage dafür waren Thesen des ehemaligen evangelisch-methodistischen Bischofs Walter Klaiber. Das Schlussplenum machte deutlich, dass mit dem Dokument "Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt" ein Doppelpunkt gesetzt wurde. Nun gelte es, das Dokument einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen und zu diskutieren. Gerade in der Frage der Mission und dem Gespräch mit Flüchtlingen könne das Papier ein sehr guter Leitfaden sein, waren die rund 120 Teilnehmer der Tagung überzeugt.

Vortrag von Präses Michael Diener: "Ökumene - Mission - Respekt: Geschichtliche Hintergründe, theologische Zusammenhänge, aktuelle und künftige Herausforderungen"

Thesen von Bischof i.R. Walter Klaiber zu einem ganzheitlichen Missionsverständnis