Altorientalische Patriarchen besuchten Deutschland

Gottesdienst im Berliner Dom, Foto: ACK

Gottesdienst im Berliner Dom, Foto: ACK

Berlin (22.10.2017) Vier der höchsten Repräsentanten altorientalischer Kirchen haben auf Einladung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die Bundesrepublik Deutschland besucht. Neben verschiedenen Begegnungen und Gesprächen, unter anderem mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, nahmen die Patriarchen an einer Konferenz der EKD zur Zukunft der Christen im Nahen Osten teil. Höhepunkt des Besuchs war ein ökumenischer Gottesdienst im Berliner Dom, in dem die Patriarchen gemeinsam mit Vertretern anderer christlicher Kirchen für die verfolgten und bedrängten Christen im Nahen Osten beteten.

Der koptische Papst Tawadros, der Katholikos aller Armenier Karekin, der syrisch-orthodoxe Patriarch Ignatius Aphrem und der indisch-orthodox-syrische Katholikos Baselios Marthoma Paulose betonten während ihres Besuchs in Deutschland die enge Verbindung der Kirchen zwischen den Christen im Nahen Osten und den Kirchen in Deutschland. Die Existenz der Christen im Nahen Osten ist akut bedroht. Sie leiden unter Bedrängnis und Verfolgung, viele Sakralbauten wurden zerstört und zahlreiche Christen Opfer von Anschlägen, wie Vertreter der altorientalischen Kirchen auf der Konferenz „Für einander einstehen“ im Dietrich-Bonhoeffer-Haus berichteten. So wurden beispielsweise in Syrien 85 Kirchen zerstört, rund die Hälfte aller Christen hat das Land verlassen. So drohe künftig der Verlust der christlichen Kultur und Tradition in Syrien. Die Patriarchen baten die Kirchen in Deutschland, sich dafür einzusetzen, dass die Christen in den Ursprungsländern des Christentums bleiben und dort in Frieden und Sicherheit leben könnten. Gleichzeitig bedankten sie sich für die große Hilfe, die Flüchtlinge aus dem Nahen Osten in Deutschland erfahren.

Viele altorientalische Christen leben in Deutschland

Rund 250.000 Christen aus den altorientalischen Kirchen leben in Deutschland. „Viele von ihnen haben ihre nahöstliche Heimat auf der Flucht vor Krieg oder Bürgerkrieg, vor politischer oder religiöser Verfolgung oder vor staatlicher Repression verlassen“, sagte Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Rates der EKD. Die Begegnung mit den altorientalischen Kirchen und das gemeinsame Gebet für die verfolgten und bedrängten Christen sei wichtig und bereichernd, betonte Bedford-Strohm. Eine wichtige Plattform für das Miteinander sei die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), wie deren Vorstandsmitglied Erzpriester Constantin Miron in einem Grußwort sagte. Die altorientalischen Kirchen hätten zudem eine wichtige Rolle bei der Integration von Migranten und Flüchtlingen. Zudem könnten sie ihre über Jahrhunderte geprägte Erfahrung im interreligiösen Dialog einbringen.

Den Dialog intensivieren

Die Vertreter der Kirchen in Deutschland machten deutlich, wie wertvoll die alten Traditionen und Liturgien der altorientalischen Kirchen für die Christenheit seien. Sie ermutigten dazu, das Miteinander und das gemeinsame Gebet der Kirchen zu vertiefen. Auf der Konferenz wurde auch die bereits in die Anfänge der Reformation zurückreichende Geschichte des Dialogs der evangelischen Kirche mit den altorientalischen Kirchen verdeutlicht. Gleichwohl sei es wichtig, den Dialog weiter zu stärken und zu intensivieren.

An dem Gottesdienst im Berliner Dom wirkten neben Vertretern der EKD, der altorientalischen Kirchen und der Deutschen Bischofskonferenz auch Christoph Stiba, stellvertretendes Vorstandsmitglied der ACK in Deutschland und Präsident der Vereinigung Evangelischer Freikirchen, sowie Archimandrit Emmanuel Sfiatkos, Vorsitzender des Ökumenischen Rates Berlin-Brandenburg und Beauftragter der Orthodoxen Bischofskonferenz am Sitz der Regierung, mit. Papst Tawadros konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht am Gottesdienst teilnehmen. Der Gottesdienst wurde musikalisch von Chören der armenisch-apostolischen, der syrisch-orthodoxen, der äthiopisch-orthodoxen und der koptischen Kirche mitgestaltet.

Weitere Informationen:

https://www.ekd.de/gottesdienst-altorientale-29539.htm

https://www.domradio.de/themen/weltkirche/2017-10-22/altorientalische-kirchen-feiern-gottesdienst-berlin