Am Heilen der Wunden weiterarbeiten

Erzpriester Radu Constantin Miron, stellvertretender Vorsitzender der ACK, Foto: ACK

Erzpriester Radu Constantin Miron, stellvertretender Vorsitzender der ACK, Foto: ACK

(08.12.2015) Anlässlich des 50jährigen Jubiläums der Aufhebung der Bannsprüche zwischen Rom und Konstantinopel rief Erzpriester Radu Constantin Miron, stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, in einer Feierstunde in München dazu auf, an dem Heilen der Wunden (healing of memories) weiterzuarbeiten. Im Namen des Vorstandes der ACK überbrachte er das Zeichen der "Mitfreude" der ACK über den vor 50 Jahren vollzogenen Schritt zwischen der orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche.

"Healing of memories" nannte man in den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts zunächst das therapeutische Konzept der Versöhnung zwischen Einzelpersonen im von Apartheid zerrissenen Südafrika. Später wurde der Begriff auch für die Versöhnungsarbeit zwischen Kirchen in Europa verwendet. "Healing of memories wurde auch vor 50 Jahren in Rom und Konstantinopel praktiziert, vielleicht zum ersten Mal in der Kirchengeschichte" sagte Erzpriester Miron. Eine therapeutische Idee sei in die Tat umgesetzt worden, lange bevor der Terminus zu einem Leitbegriff der Ökumene wurde. "So ist die Aufhebung der Bannsprüche für alle in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen zu einem Anspruch und einem Modell geworden", sagte Miron. Und es sei vieles erreicht worden, zum Beispiel, "dass ein orthodoxer Christ für die übrigen Kirchen in der Bundesrepublik Deutschland zu Ihnen spricht", bemerkte Miron. Und er rief dazu auf, "nachdem die gegenseitigen Verwerfungen aus dem Gedächtnis und aus der Mitte der Kirchen getilgt sind, gemeinsam weiterzuarbeiten am Heilen der Wunden unserer Geschichte, am Heilen der Wunden am Leib Christi".

Bei der Kirchenspaltung von 1054 hatten sich West- und Ostchristen mit wechselseitigen Verdammungen überzogen. Erst mehr als 900 Jahre später, im Geiste des Zweiten Vatikanischen Konzils, wurden diese aufgehoben. Die von Paul VI. und Athenagoras verkündete Erklärung gilt als ökumenischer Meilenstein. Sie steht im Zusammenhang mit der Öffnung der katholischen Kirche zur Moderne und für den Dialog mit anderen Konfessionen und Religionen.

Text: ACK mit KNA ÖKI vom 8.12.2015