Freikirchen würdigten Martin Luther King mit Symposium

Rev. Darryl M. Trimiew beim Symposium zu Martin Luther King, Jr., Foto: GFTP

Rev. Darryl M. Trimiew beim Symposium zu Martin Luther King, Jr., Foto: GFTP

(20.11.2017) "Widerstand und Versöhnung" - unter diesem Thema fand Anfang November das Symposion der Gesellschaft für freikirchliche Theologie und Publizistik (GFTP) in Oldenburg statt. Anlass des Symposions war der Todestag Martin Luther King Jr., der sich 2018 zum 50. Mal jährt. Einer der Hauptreferenten des Symposions und auch der Prediger am abschließenden Gottesdienst in der Evangelisch-Freikirchlichen Kreuzkirche in Oldenburg war der baptistische Pastor, Theologe und Ethiker Rev. Darryl M. Trimiew. Er war bis zu seiner Emeritierung Lehrstuhlinhaber am Department für Philosophie und Religion des Medgar Edgar College der City Universität in New York. Zuvor lehrte er u.a. als Professor an der Brite Divinity School der Texas Chritian University. Er hatte dort den Martin Luther King, Jr. Lehrstuhl inne. Trimiew hat zahlreiche Veröffentlichungen zur Black Theology, zur Bürgerrechtsbewegung und zum Erbe Martin Luther Kings verfasst.

In seinem Vortrag „The Work of Martin Luther King, Jr.: Reconciling Economic Rights with Ecological Concerns” stellte er fest, dass der Westen seinen Lebensstil zurückschrauben muss, damit – ökologisch und wirtschaftlich gesehen – menschliches Lebens weitergehen kann. Aus der Analyse, dass „Selbstbeschränkung für das Wohl der Erde und für unsere Nachkommen im Gegensatz zum derzeitigen amerikanischen Lebensweise steht, die auf endlos expandierendem Wachstum und zügellosen Konsum“ aufgebaut ist, ging er der Frage nach, ob sich aus der Arbeit und Theologie von Martin Luther King, Jr. eine Selbstbeschränkung und ein Zurücknehmen des Lebensstils begründen lässt. Sowohl die „vernetzte Kosmologie Kings“, als auch das Auszeichnen der Linien der für King maßgeblichen Wirklichkeit der „Beloved Community“ (liebenden Gemeinschaft) von der Ebene der Gleichheit aller Menschen hin zur Solidarität mit den Benachteiligten und Leidenden bieten dafür gute Ansätze. Trimiew ist davon überzeugt, dass King, weil er „kosmologisch an die Verbundenheit allen Lebens glaubte und daran, dass Ungerechtigkeit an einem Ort die Gefahr für die Gerechtigkeit an allen Orten ist, hätte er überlebt, sicher in einen ökologischen Gerechtigkeitskreuzzug“ eingestiegen wäre. Trimiew nahm das Bild von Garret Hardin (1974, Aufsätze über Life Boat Ehtics) auf und spitzte prophetisch zu: „Unsere Realität ist jedermanns Realität. Wenn es ein Rettungsboot gibt, …, dann ist dieses Rettungsboot die Erde und die See das Universum. … Wenn unser sprichwörtliches Boot untergeht, ertrinken wir alle – in diesem Zeitfenster oder der Zukunft. . Das ist die Realität, der wir uns alle stellen müssen. … Alle sind im Boot und müssen daran mitarbeiten, dieses über Wasser zu halten.“

Prophetisch malte auch Ralf Dziewas sein Bild über „Martin Luther King, Jr. ein Visionär der Liebe“ aus. Nachdem er den Wurzeln der „Vision“ Kings von der „Beloved Community“ – einer „aus Liebe und Freiheit gestalteten Gesellschaft“ nachgegangen war, ermutigte er die Zuhörer unter der Überschrift „Träumer sind Kämpfer – zur eschatologisch-visionären Aufgabe der Christenheit“, prophetische Worte und Bilder – wie Martin Luther King – der hebräischen Bibel aufzunehmen und weiter zu entwickeln. Er gab anregende Beispiele: „Ich will den Traum wagen, … ,dass eine Frau aus Saudi-Arabien die Formel 1 gewinnt und in ihrem Land dafür gefeiert wird.“ Es war erst einige Wochen her, dass es Frauen in Saudi Arabien erlaubt ist, selbst Auto zu fahren. Sein Vortrag endete mit den Worten: „Ich will ein Träumer bleiben. Ein Visionär mit Bildern gelebter Liebe im Kopf. Und ein gewalt-freier Kämpfer für die Zukunft dieser Welt, damit sich der Traum vom Reich Gottes in dieser Welt am Ende erfüllt.“ Darin sei ihm Martin Luther King ein „lebendiges“ Vorbild.

Michael Haspel (Jena) stellte sich der Frage nach der Rolle des „Leidens“ in der Theologie Kings. „Redemptive Sufferings“ in der Theologie Martin Luther Kings, Jr. Unter dieser Überschrift entfaltete er die These. Er setzte bei der Grundüberzeugung Kings an, dass „Liebe eine verändernde Kraft“ in sich birgt. „Liebe ist die einzige Macht, die im Stande ist, einen Feind in einen Freund zu verwandeln (MLK).“ Haspel zeigt auf, dass „Leiden“ bei Martin Luther King „nicht intendiert“ ist, „aber als Folge gewaltfreien Engagements akzeptiert wird“. Unter dem Stichwort „Transformative Suffering“ zeigte er schließlich Herausforderungen und Perspektiven auf, die sich aus der Beschäftigung mit der Theologie und dem Leben Martin Luther King, Jr. ergeben.

Drei weitere Vorträge trugen dazu bei, ein differenziertes Bild von der Person Martin Luther King, Jr. und der Bürgerrechtsbewegung zu zeichnen. Dominik Gautier (Oldenburg) skizzierte unter dem Titel „Nobody knows my name“ eine rassismuskritische Theologie mit James Baldwin. Andrea Strübind (Oldenburg) fragte zum Thema „Martin Luther King, Jr. als „Global ICON“ der Gewaltlosigkeit“ nach der Rezeptionsgeschichte der Bürgerrechtsbewegung. Maria Schubert (Duisburg) ging Kings Spuren in der DDR nach: „Bote der Freiheit – Martin Luther King, Jr. in der DDR“.

Präsentationen von Oldenburger Theologiestudierenden zu Stichworten wie „Kreuzestheologie" und das von Berliner Schülern gestaltete Ausstellungs-Projekt „King-Code“ bereicherten den Ablauf des Symposions und brachten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer miteinander ins Gespräch. Alle Beiträge des Symposions, einschließlich der Predigt von Darryl M. Trimiew werden in der Zeitschrift für Theologie und Gemeinde (ZThG) 23/2018 dokumentiert. Die Zeitschrift erscheint im April/Mai 2018.

Informationen zum Projekt „King-Code“: http://www.king-code.de/

Text: Bernd Densky