Gemeinsam Türöffner für Gottes Wirklichkeit sein: ACK traf sich zur Mitgliederversammlung

Gottesdienst im Magdeburger Dom

Die Liturginnen und Liturgen im Magdeburger Dom beim Gottesdienst zu 10 Jahre Taufanerkennung, Foto: ACK

Bischof Karl-Heinz Wiesemann

Bischof Karl-Heinz Wiesemann bei seiner Predigt im Magdeburger Dom, Foto: ACK

(30.03.2017) Die Basis der Taufe sei Ansporn, als Christen gemeinsam Türöffner für Gottes Wirklichkeit zu sein. Dies sagte Bischof Karl-Heinz Wiesemann (Speyer), Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, im Gottesdienst anlässlich der Erinnerung an 10 Jahre Taufanerkennung im Dom zu Magdeburg, den die ACK am 29. März feierte. 2007 hatten elf Mitgliedskirchen der ACK die Taufanerkennung unterzeichnet. Außerdem diskutieren die 50 Delegierten mit den Beauftragten der Kirchen bei der Bundesregierung über die Rolle der Religion im öffentlichen Raum.

In einer Zeit, in der die christliche Religion zunehmend an Bedeutung im öffentlichen Raum verliere, fordere die gemeinsame Taufe die Christen heraus, wie sie gemeinsam in der Welt Zeugnis für ihren Glauben geben können. Dieser ökumenische Blick auf die Taufe sei „das Gebot der Stunde“, sagte Bischof Wiesemann. Die vor zehn Jahren unterschriebene Taufanerkennung habe für alle Mitgliedskirchen die Taufe wieder in die Mitte gerückt, auch für die Kirchen, die die Anerkennung nicht unterzeichneten. „Wir ringen zwar immer noch um ein alle Mitgliedskirchen umfassendes, gemeinsames Verständnis in der Deutung der konkreten Praxis der Taufe, aber diese Gemeinsamkeiten sind größer als unsere Differenzen“, so Wiesemann weiter. Diese Gemeinsamkeiten müssten als Auftrag wahrgenommen werden, auch für diejenigen Türöffner für Gottes Wirklichkeit zu sein, die Gott vergessen haben. „Zeigen wir denen, die unruhig und besorgt sind angesichts mancher aktueller politischer Entwicklungen, die geistliche Kraft in Gott gegründeten Vertrauens“, sagte Wiesemann. Die versöhnte Gemeinschaft der ACK sei ein wichtiges Zeichen für alle, die unter Hass und Ausgrenzungen leiden, sowie für Opfer neu erstarkender Nationalismen.

Erneuerung der „baptismalen“ Ökumene

In einem anschließenden Festakt ermutigten die katholische Professorin Dorothea Sattler (Universität Münster) und der freikirchliche Theologe Markus Iff (Theologische Hochschule Ewersbach) dazu, die „baptismale Ökumene“, also eine auf die Taufe gründende Ökumene, zu stärken und für alle Kirchen fruchtbar zu machen. Die Theologen erinnerten an die Ergebnisse der ökumenischen Dialoge auf weltweiter Ebene, die zwar teilweise sehr weitreichend, aber noch nicht ausreichend in den Kirchen rezipiert worden seien. Damit könnten auch die immer noch bestehenden Unterschiede im Blick auf die Taufe weiter aufgearbeitet werden. „Wir sollten uns nicht gegenseitig das Kirchesein oder Christsein absprechen, sondern gemeinsam Jesus Christus bezeugen“, sagte Dorothea Sattler. Im Blick auf das Taufverständnis der täuferischen Kirchen sei es aber für alle Kirchen wichtig, den unaufgebbaren Zusammenhang von Glaube und Taufe stärker zu betonen und in der eigenen Taufpraxis aufzunehmen. In dem Festakt gaben auch Professor Hacik Gazer von der Armenischen-apostolischen Orthodoxen Kirche, Erzpriester Radu Constantin Miron von der Orthodoxen Kirche und Birgit Foth von der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden ein Zeugnis ihres eigenen Verständnisses der Taufe in ihrem eigenen Leben und in der Praxis ihrer Kirche. Musikalisch wurde der Festakt umrahmt von Peter Roth-Westdickenberg, die Moderation und Gesprächsführung hatte Bischof Martin Hein (Kassel), stellvertretender Vorsitzender der ACK in Deutschland, inne. 

Multilaterale Ökumene stärker im politischen Geschehen berücksichtigen

Einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt setzten die Delegierten in einem Gespräch mit den Beauftragten der Kirchen beim Bundestag und der Bundesregierung. In dem Gespräch, an dem neben Vertretern der beiden großen Kirchen auch die Beauftragten der Vereinigung Evangelischer Freikirchen, der alt-katholischen Kirche und der Orthodoxen Bischofskonferenz teilnahmen, wurde der zunehmende Schwund des Einflusses von Religion im öffentlichen Raum deutlich. Gleichwohl seien die Kirchen wichtige Gesprächspartner der politisch Verantwortlichen in vielen Bereichen, dies zeige beispielsweise die Frage nach der Expertise der Kirchen bei dem Problem religiös motivierter Gewalt sowie auch der Rolle von Religion in Friedensbildungsprozessen. Die Delegierten machten sich im Gespräch mit den Beauftragten dafür stark, im politischen Diskurs und anstehenden aktuellen politischen Fragestellungen nicht nur die beiden großen Kirchen, sondern die Breite der Kirchen in der ACK stärker einzubeziehen. Außerdem ermutigten sie ihre Mitgliedskirchen, für die Beauftragten und auch die Politiker zu beten sowie die Interessen und Fragen der eigenen Kirchen vorzubringen.

Ein weiteres Gespräch führten die Delegierten mit Vertretern der Neuapostolischen Kirche (NAK). Mit der NAK befindet sich die ACK schon seit längerem in einem Prozess der Kommunikation und Reflexion, an dessen Ende eine Gastmitgliedschaft der NAK in der ACK stehen soll. Der Austausch diente dem weiteren Kennenlernen und der Beantwortung offener Fragen.

Die Mitgliederversammlung ist das oberste, beschlussfassende Leitungsorgan der ACK. Sie besteht aus den 50 Delegierten der Mitglieder, Gastmitglieder sowie ständigen Beobachter, die von den Kirchen für die Dauer von fünf Jahren benannt werden. Die Mitgliederversammlung der ACK tagt in der Regel zweimal jährlich, im Frühjahr und im Herbst.

Die Predigt von Bischof Karl-Heinz Wiesemann im Wortlaut.