Generalsekretärin des brasilianischen Kirchenrates stellt ökumenische Fastenaktion vor

Besuch in der ÖC: Romi Bencke (2. v.r.) zusammen mit Elisabeth Dieckmann, Übersetzerin Nora Schönberger und Bernd Densky (von links), Foto: ACK

Besuch in der ÖC: Romi Bencke (2. v.r.) zusammen mit Elisabeth Dieckmann, Übersetzerin Nora Schönberger und Bernd Densky (von links), Foto: ACK

(23.02.2016) Bei einem Besuch in der Ökumenischen Centrale der ACK (ÖC) in Frankfurt stellte Pastorin Romi Bencke, die Generalsekretärin des Nationalen Kirchenrates in Brasilien (Conselho Nacional de Igrejas Cristãs do Brasil, CONIC), die ökumenische Fastenaktion des CONIC „Ökumenische Kampagne der Geschwisterlichkeit 2016 (Campanha da Fraternidade Ecumênica 2016)“ vor. Elisabeth Dieckmann, Geschäftsführerin und römisch-katholische Referentin der ÖC sowie Pastor Bernd Densky, freikirchlicher Referent in der ÖC, informierten ihrerseits über Schwerpunkte der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) und über die multilaterale ökumenische Situation in Deutschland.

Als Generalsekretärin des CONIC befindet sich Romi Bencke zur Zeit auf Einladung des katholischen Hilfswerks Misereor in Deutschland. Der Rat der christlichen Kirchen in Brasilien (CONIC) ist der ökumenische Partner der diesjährigen MISEREOR Fastenaktion. Unter dem Thema „Gemeinsames Haus – unsere Verantwortung“ wurde nach Wegen gesucht, die es den Christen in Brasilien und in Deutschland ermöglichen, die diesjährige Fastenzeit bewusst zu gestalten.

Der brasilianische Schwerpunkt bei dieser Fastenaktion liegt auf der „sanitären Grundversorgung“. Die Hälfte der ca. 200 Millionen Einwohner Brasiliens hat keinen Zugang zur Abwasserentsorgung. Zusätzlich werden 39% aller Abwasser ungeklärt in Flüsse bzw. ins Meer verbracht. Die ökumenische Kampagne für Geschwisterlichkeit des CONIC setzt beim Menschenrecht auf sauberes Wasser an. 2010 hat die Vollversammlung der Vereinten Nationen (UN-Resolution 64/292) ein Recht auf sauberes Wasser und hygienische Sanitärversorgung als Menschenrecht anerkannt. Die Kampagne hat das Ziel auf der einen Seite die staatlichen Entscheidungsebenen und Institutionen für dieses Menschenrecht in die Pflicht zu nehmen. Auf der anderen Seite will sie den Einzelnen ein Bewusstsein vermitteln, dass jeder durch seinen Lebensstil eine Verantwortung hat, die sanitäre Grundversorgung im eigenen Umfeld zu verbessern.

Für die Fastenaktion mit MISEREOR wurde zum Thema „Gemeinsames Haus – unsere Verantwortung“ das biblische Leitwort aus Amos 5,24 gewählt: "Das Recht ströme wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach". Misereor unterstützt in Zusammenarbeit mit dem CONIC in der diesjährigen Fastenaktion zwei Projekte in Brasilien, die Lebensraum schaffen bzw. erhalten sollen. In São Paulo wird das Menschenrechtszentrum Gaspar Garcia gefördert, dass die Bewohner der Elendsviertel São Paulos bei ihrem Kampf auf menschenwürdigen Wohnraum unterstützt. Im zweiten Projekt sollen besonders indogene Einwohner Brasiliens darin gestärkt werden, ihr Recht auf Lebensraum rechtlich durchzusetzen.

Am Tapajós-Fluss bedroht ein geplanter Staudammbau den Lebensraum von mindestens 80 000 Menschen. Besonders die indogenen Völker Amazoniens wie die Munduruku wurden bisher nicht angehört, sind aber in ihrer Existenz durch den geplanten Staudamm unmittelbar betroffen. MISEREOR hat mit seinem Partner vor Ort, dem Comissão Pastoral da Terra (CPT), eine Unterschriftenaktion entwickelt, „Nein zum Staudamm am Tapajós“ (www.misereor.de/mitmachen/fastenaktion/petition-nein-zum-staudamm-am-tapajos) die helfen soll, den Staudamm zu verhindern. Der Misereor Partnern CPT Itaituba berät die Menschen am Tapajós ihr Recht auf Lebensraum mit rechtlichen Mitteln durchzusetzen.

Über die skizzierte ökumenische Fastenaktion hinaus gab Romi Bencke Einblick in die ökumenische Situation Brasiliens und andere Schwerpunktsetzungen des CONICs. Durch die Anziehungskraft mancher neopentakostalen Kirchen Brasiliens ist eine spürbare, teils sich gegenseitig diffamierende Konkurrenz entstanden, die sich auch auf die älteren Konfessionen und Kirchen Brasiliens auswirkt. Romi Bencke unterstrich, dass „die ökumenische Bewegung Diffamierungen verurteilt und sich dafür einsetzt, Gegnerschaft zu überwinden und das Gemeinsame des Glaubens an Jesus Christus zu suchen und zu stärken.“ Erfreulich, dass sich an der diesjährigen Kampagne der Geschwisterlichkeit ein baptistischer Bund aus Brasilien und World Vision beteiligt.

Elisabeth Dieckmann und Bernd Densky stellten ihrem brasilianischen Gast die Schwerpunkte der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen und die Arbeit der ÖC vor. Einen besonderen Fokus legten sie dabei auf die Akzente der ACK im Blick auf das Reformationsjubiläum 2017 – die Bibel neu als Schatz entdecken und die Erstellung der Materialien für die Gebetswoche zur Einheit der Christen 2017 durch eine multilateral ökumenische Arbeitsgruppe. Das Thema der Gebetswoche 2017: „Versöhnung – die Liebe Christi drängt uns (2.Korinther 5,14)“. 2017 selbst wird die ACK eine tägliche Andacht im Rahmen der Weltausstellung in der Lutherstadt Wittenberg organisieren.

Natürlich kam auch die Situation der Flüchtlinge in Deutschland und in Brasilien in den Blick und das Wort der ACK „Für ein Miteinander in Vielfalt“ vom Oktober 2015. Für beide Seiten informativ war der Austausch über die Situation und Arbeitsweise der multilateralen Ökumene im jeweiligen Kontext. Einmal mehr zeigte sich gerade auch in dieser Begegnung, dass Ökumene dort lebendig und Mut machend erlebt wird, wo Personen wertschätzend aneinander Anteil nehmen und Einblick in ihren Glauben und ihre Lebenssituation gewähren. Mit dem auf portugisisch und deutsch gebeteten Vater Unser verabschiedeten sich die Gesprächspartner voneinander.

Bernd Densky