2. ÖKT: Predigt des Vorsitzenden der ACK

Der Vorsitzende der ACK, Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber (Foto: PR)

Der Vorsitzende der ACK, Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber (Foto: PR)

(09.05.2010) Der Vorsitzende der ACK, Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber, predigte im Eröffnungsgottesdienst des 2. ÖKT auf dem Odeonsplatz in München. Seine Predigt im Wortlaut:

Bibeltext:

Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns in seinem großen Erbarmen neu geboren, damit wir durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten eine lebendige Hoffnung haben

4 und das unzerstörbare, makellose und unvergängliche Erbe empfangen, das im Himmel für euch aufbewahrt ist.

5 Gottes Macht behütet euch durch den Glauben, damit ihr das Heil erlangt, das am Ende der Zeit offenbart werden soll.

6 Deshalb seid ihr voll Freude, obwohl ihr jetzt vielleicht kurze Zeit unter mancherlei Prüfungen leiden müsst.

7 Dadurch soll sich euer Glaube bewähren und es wird sich zeigen, dass er wertvoller ist als Gold, das im Feuer geprüft wurde und doch vergänglich ist. So wird (eurem Glauben) Lob, Herrlichkeit und Ehre zuteil bei der Offenbarung Jesu Christi.

8 Ihn habt ihr nicht gesehen und dennoch liebt ihr ihn; ihr seht ihn auch jetzt nicht; aber ihr glaubt an ihn und jubelt in unsagbarer, von himmlischer Herrlichkeit verklärter Freude,

9 da ihr das Ziel des Glaubens erreichen werdet: euer Heil.

13 Deshalb umgürtet euch und macht euch bereit! Seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch bei der Offenbarung Jesu Christi geschenkt wird.

Liebe Gemeinde,

wir haben eine lebendige Hoffnung, denn sonst wären wir nicht hier in München, um den zweiten ökumenischen Kirchentag zu feiern und Gott zu loben und ihm zu danken für die Gemeinschaft, die er uns schon geschenkt hat.

Die Ewig-Gestrigen beschwören die „Eiszeit in der Ökumene“, aber wir leben sie, weil uns der eine Herr, der eine Glaube, die eine Taufe verbinden. Die ökumenische Uhr ist nicht mehr zurückzudrehen.  

Christus ist auferstanden und darum ist alles neu geworden – auch wir. Denn so wie es die Christen damals in Kleinasien wussten, wissen wir:  „Er hat uns in seinem großen Erbarmen neu geboren, damit wir durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten eine lebendige Hoffnung haben.“ (V. 1)  

Es bleibt nichts so wie es ist. Diese Hoffnung ist zugesprochen durch die Auferstehung Jesu von den Toten. Sie ist keine Hoffnung auf eigene Rechnung.  Das übersehen wir mitunter und dann fängt es an anstrengend zu werden. Weil wir meinen, wir müssten mit unserem Verstand, mit unseren Kräften die Welt verändern.

Aus dem, was ist, lässt sich die Hoffnung nicht mehr begründen, dass aus der Schändung von allem, was heilig ist, dass aus Niedertracht, Gier, Rohheit und Barbarei noch ein Segen für die Zukunft hervorgehen kann. (Picht)  Dazu bedarf es einer anderen Dimension. Die Hoffnung, von der das Evangelium spricht, ist vielmehr dadurch begründet, dass in der Auferweckung des Gekreuzigten diese Grenzen durchbrochen sind. Dort, wo in der Auferweckung des Gekreuzigten die Grenzen durchbrochen sind, an denen alle menschlichen Hoffnungen sich brechen, dort weitet  sich der Glaube zur Hoffnung. Sie nimmt die Dinge nicht so wie sie sind, sondern wie sie sich bewegen, verändern und erneuern können. Die Hoffnung des Glaubens rechnet damit, dass wir trotz aller Verkrümmung so werden können, wie Gott uns gewollt hat, Menschen zur Freiheit berufen.

Die Welt ist noch nicht fertig sie hat eine Zukunft. „Sie ist darum die Welt des Möglichen, in der man der zukünftigen verheißenen Wahrheit, Gerechtigkeit und dem Frieden dienen kann."
Es ist heute wie damals als der 1.Petrusbrief an die verstreute christliche Minderheit in Kleinasien geschrieben wurde.  Die Gruppe wurde von der Mehrheit diskriminiert.  Sie fragt sich: „Wer sind wir in der Welt?“ Und erhält die Antwort:  „Ihr seid Menschen, die '... aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt' werden“. (V. 5)

Gott selbst sorgt für euch – Gott selbst sorgt für uns!

Die Hoffnung hat kein Ende. Sie ist eine lebendige Hoffnung, weil sie dann trägt, wenn sich im eigenen Leben und in der Welt so vieles ändert. Und weil das so ist, darum ist von „Neugeburt“ die Rede. (V. 1f)

„Deshalb umgürtet euch und macht euch bereit! Seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch bei der Offenbarung Jesu Christi geschenkt wird.“

Also: Seht genau hin. Wagt die Dinge anzusehen, wie sie sind und gebt Rechenschaft „über die Hoffnung, die in euch ist.“ (3, 15) 

Auf Christus gegründet ist unsere Hoffnung und darum durchbricht sie schon jetzt Grenzen, die nicht überwindbar scheinen.  

Eine solche Grenze richten die auf, die meinen, dass der Kampf der Religionen und Kulturen auf uns zu kommt. Gegen die Allianzen des Terrors und des Fanatismus brauchen wir eine Allianz von Menschen, die für Frieden und Gerechtigkeit eintreten. Diese Allianz darf nicht nur auf das Christentum beschränkt sein, sondern muss die Gläubigen und Frommen im Islam und im Judentum ebenfalls einladen und mit einbeziehen. Die gemeinsame Tradition von Judentum, Christentum und Islam ist so reich, dass es möglich sein muss, eine Allianz zu gründen, die die Verschiedenheit der Religionen nicht verleugnet, und dennoch Perspektiven des Miteinanders ermöglicht.
Desmond Tutu hat von einer Allianz unter dem Regenbogen bildlich gesprochen:  Der Regenbogen ist ein biblisches Zeichen für eine neue Welt. Er ist am Ende der Noahgeschichte ist ein Zeichen dafür, dass die ganze Menschheit nie wieder zerstört werden soll. Der Regenbogen als Zeichen des Himmels, von Gott eingesetzt, ist frei von irgendeiner Spur von Nationalismus, Rassismus oder religiösen Fanatismus.
Eine Allianz unter dem Regenbogen ist eine Allianz der Vielfalt. Die vielfältigen Farben des Regenbogens sind deutlich erkennbar, stehen nebeneinander und bilden gemeinsam die Farbenpracht des Bogens.
Eine Allianz unter dem Regenbogen der drei Schwesterreligionen Judentum, Christentum und Islam, erkennt hinter den vielen verschiedenen Farben des Regenbogens das eine Licht der Sonne, das die Farben hervorbringt ohne sie zu vermischen. Diese Allianz wird auch keine Einheitsreligion entwickeln, sondern sie wird dazu beitragen, dass Geheimnis des anderen zu achten. Und in ihr wird auch sehr deutlich gestritten werden können, ohne dass der Regenbogen sich deshalb auflöst.
Denn am Ende eines Gewitters erzählt der Regenbogen neu davon, dass die Strahlen des Lichtes der Sonne sich wieder durchsetzen. Das ist der Trost und die Hoffnung.

„Deshalb umgürtet euch und macht euch bereit! Seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch bei der Offenbarung Jesu Christi geschenkt wird.“

Amen