ACK bittet Mitgliedskirchen um weitere Unterstützung für Flüchtlinge

Die Mitgliederversammlung bei ihrer Arbeit im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Berlin, Foto: ACK

Die Mitgliederversammlung bei ihrer Arbeit im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Berlin, Foto: ACK

(01.10.2015) Die Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) hat in einer Erklärung ihre Mitgliedskirchen gebeten, sich weiter für Flüchtlinge zu engagieren. Neben der Alltagsbegleitung würden vor allem Wohnraum und Räume für Gottesdienste benötigt. Die 50 Delegierten forderten zudem eine würdige Behandlung der Flüchtlinge und appellierten an den Gesetzgeber dies rechtlich zu regeln. Auf einem Studientag setzten sich die Delegierten mit dem Missionsbegriff im Verhältnis zum interreligiösen Dialog auseinander.

„Fremdenfeindlichkeit, Hass oder Rassismus sind mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar“, heißt es in der Erklärung „Für ein Miteinander in Vielfalt“. Die Delegierten danken darin allen, die sich für Flüchtlinge engagieren. Sie sind zudem überzeugt, dass Flüchtlinge das Land bereichern. „Darin liegt eine große Chance.“ Allerdings stellten die große Zahl und die Aufgabe ihrer Integration vor Herausforderungen, die entschlossen angegangen werden müssten. Die Delegierten fordern weiterhin legale Zugangswege für Flüchtlinge in Europa und „faire Asylverfahren“. Die ACK unterstütze alle Aktivitäten, die zur Verbesserung der Situation in den Herkunftsländern beitragen. Sie mahnt auch: „Wo wir selbst in die Ursachen von Flucht und Vertreibung verstrickt sind, mahnen wir zur Buße und Umkehr.“ Die Delegierten bitten die Mitgliedskirchen, Initiativen einer restriktiven Rüstungspolitik zu unterstützen und sich auf politischer Ebene dafür einzusetzen, dass die Entwicklungsziele der Vereinten Nationen erreicht werden können. Die ACK könne besonders bei der Integration und dem interreligiösen Dialog helfen, da sie bei vielen Mitgliedern ihrer Mitgliedskirchen auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen könne. Gleichzeitig bittet sie alle, die nach Deutschland kommen, „die gewachsene Vielfalt zu respektieren und ihren Beitrag zu leisten, unser Zusammenleben in Frieden und Freiheit mit zu gestalten“.

Erklärung der Mitgliederversammlung der ACK zur Flüchtlingssituation

 

Mission und Dialog sind keine Gegensätze – Studientag zu Missionsbegriff

Dass das Zeugnis für den christlichen Glauben und der interreligiöse Dialog nicht im Widerspruch stehen, darüber waren sich die Delegierten auf einem Studientag zum Thema „Missionsverständnis im Gespräch“ einig, den sie gemeinsam mit den Geschäftsführern der regionalen ACKs und Vertretern der Evangelischen Allianz durchführten. Grundlage war das Papier „Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt“, das vom Vatikan, dem Ökumenischen Rat der Kirchen und der Weltweiten Evangelischen Allianz verabschiedet worden war.

Einer Mission, bei auf andere Druck ausgeübt werde, erteilte Anja Middelbeck-Varwick, Professorin für katholische Theologie an der Freien Universität Berlin, eine klare Absage. Mission bestünde vielmehr darin, überzeugend seinen Glauben zu leben und auf den universalen Heilswillen Gottes zu vertrauen. Dies habe auch seine Grundlage in den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils, in denen ausgedrückt wird, dass in den anderen Religionen auch Wahres von Gott ausgesagt werde. Ein authentisches Zeugnis des Glaubens sah auch Johannes Berthold, Vorsitzender des Sächsischen Gemeinschaftsverbandes und Professor für Religionspädagogik an der Fachhochschule Moritzburg, als die „Muttersprache des Glaubens“ an. „Die eigene Gewissheit des Glaubens kann sich angstfrei auch der Gewissheit des anderen aussetzen“, sagte Berthold. Es gehe nicht um den Besitz, sondern im die Ergriffenheit von der Wahrheit.

Einem solchen Missionsbegriff stimmte auch die Islamwissenschaftlerin Riem Spielhaus von der Universität Erlangen zu. Zwar gebe es im Islam keinen eindeutigen Missionsauftrag, aber mit dem Begriff der „Dawa“ bestünde ein ähnlicher Missionsbegriff. Es gehe darum, den eigenen Glauben vorzuleben und dadurch überzeugend zu erscheinen. Der Dialog mit anderen Religionen könne so nicht nur das Verständnis für den anderen wecken, sondern auch das eigene Bewusstsein für den Glauben stärken. Einig waren sich die Referenten darin, gemeinsame Ziele der Mission der Religionen finden zu können. Diese könnte beispielsweise darin bestehen, die Bedeutung der Religion für das eigene Leben zu betonen und Religion als wichtige Ressource des Zusammenlebens in der Gesellschaft zu betrachten.

Der Studientag mit dem Blickpunkt auf den muslimisch-christlichen Dialog war ein weiterer Baustein im Prozess „MissionRespekt“, der aufgrund des Papiers „Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt“ angestoßen wurde. Im vergangenen Jahr wurde dazu ein großer Kongress in Berlin veranstaltet, bei dem das Papier diskutiert wurde. Die ACK will den Prozess weiter verfolgen.