Interview mit Bischof Michael Bünker

Bischof Michael Bünker

In diesem Jahr wird die Leuenberger Konkordie 40 Jahre alt. Was wurde damit eigentlich erreicht?

Die Leuenberger Geschichte beendet eine mehr als 400 Jahre dauernde Geschichte des Nebeneinander und auch des Gegeneinanders innerhalb des Protestantismus, die von den Lehrverurteilungen des 16. Jahrhunderts der lutherischen und reformierten Tradition ausgingen. Das ist mit der Leuenberger Konkordie überwunden worden. Die Konkordie war nicht nur ein Schlusspunkt, sondern auch ein Doppelpunkt. Sie hat die Entwicklung zur Kirchengemeinschaft in der evangelischen Ökumene ermöglicht und initiiert. Dieses Ökumenemodell ist umsetzungsfähig, lässt sich gut realisieren und ist zukunftsträchtig. Es ist ein dynamischer Prozess, wie die Kirchen deutlicher die Gemeinschaft leben können und zu einer immer sichtbarer werdenden Einheit gelangen und auch in ihrem Zeugnis für Jesus Christus in dieser Welt mit einer gemeinsamen Stimme sprechen können.

Ist es auch ein Modell, das sich auf andere Konfessionen erweitern lässt?

Schon der Beitritt der Methodisten im Jahr 1997 belegt, dass dieses Modell nicht nur auf die reformatorischen Kirchen beschränkt ist. Dazu wäre immer zu klären, wie das Verständnis von Kirche und Einheit der Kirche ist. Da gibt es Unterschiede und Klärungsbedarf, sowohl mit der römisch-katholischen Kirche als auch mit den orthodoxen Kirchen. Diese Gespräche führt die Gemeinschaft Evangelischer Kirche in Europa und wird das auch weiter tun.

Inwiefern ist die Leuenberger Konkordie ein Modell für das zusammenwachsende Europa?

Es ist sicherlich kein Zufall, dass dieses Modell der Einheit in versöhnter Verschiedenheit auch ein Modell ist für den Umgang mit Vielfalt in Europa, in kultureller, aber auch in politischer Hinsicht. Auch das zusammenwachsende Europa ist in Vielfalt geeint. Von daher können die evangelischen Kirchen aus ihren eigenen Erfahrungen heraus positive Impulse zum europäischen Integrationsprozess geben.