Kirchen rufen zur gerechten Verteilung von Wasser auf

Landesbischof Friedrich Weber, Bischof Karl-Heinz Wiesemann, Erzpriester Radu Constantin Miron

Landesbischof Friedrich Weber, Bischof Karl-Heinz Wiesemann, Erzpriester Radu Constantin Miron

(03.09.2011) Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher in Deutschland (ACK) beging zum zweiten Mal bundesweit den ökumenischen Tag der Schöpfung in der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin, der jeweils am ersten Freitag im September gefeiert wird. „Der sorgsame Umgang mit Gottes Schöpfung gehört zu den Grundaufgaben der Kirchen“, sagte der Vorsitzende der ACK, Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber, in seiner Begrüßung. Er erinnerte an die Proklamation des Schöpfungstages auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag in München auf Anregung der orthodoxen Kirche vor einem Jahr.

Im Mittelpunkt des ökumenischen Gottesdienstes stand das Wasser als Geschenk des Lebens. Für den unterschiedlichen Umgang mit Wasser in den verschiedenen Teilen der Erde stand deshalb am Anfang eine WasserzeremonieArtikel. Am Ende des Gottesdienstes erhielten die Vertreter der Kirchenfamilien ein Fläschchen mit dem Wasser, um damit die in München verteilten Apfelbäume zu gießen.

In seiner Predigt ermutigte Prof. Dr. Fernando Enns, sich den Herausforderungen zu stellen, und ging dabei auf die aktuelle Hungerkatastrophe in Somalia und die weltweite Finanzkrise ein. „Nur wer sich noch vorzustellen mag, wie diese andere, neue Welt sein könnte, ist geschickt, sich nicht mit den Realitäten dieser Welt abzufinden“, so der mennonitische Theologe.

Der christliche Glaube sei gewiss, dass Gott schon längst Wohnung bezogen habe in seiner unvollendeten Schöpfung. Gott habe sich hineinbegeben in die Tragödien dieser Welt. „Heute hat er sein Zeit aufgeschlagen - nicht an den großen Börsenplätzen, sondern in dem Flüchtlingslager an der Grenze zwischen Kenia und Somalia.“

Enns zitierte in diesem Zusammenhang aus einer Schlusserklärung der Internationalen Ökumenischen Friedenskonvokation in Kingston/Jamaica: „Die Umweltkrise ist eine zutiefst ethische und spirituelle Krise der Menschheit“, heißt es in einem Schreiben an die Gesamtheit der Ökumene.

Weil Gott es uns zugesagt habe, können Glaubende gewiss sein, dass eine Welt möglich sei, in der es genügend Wasser für alle gibt.

Die Verantwortung für seine Schöpfung habe Gott uns gegeben, „zu bebauen und zu bewahren, bis Er einen neuen Himmel und eine neue Erde vollendet“, so Enns.

Der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer sprach im Anschluss davon, dass die wachsende Weltbevölkerung auch in den kommenden Jahren mit Wasser versorgt werden könnte. „Die Welt leidet nicht an einer Wassermengenkrise, sondern an einer Wasserverteilungskrise“, so Töpfer und betonte damit die Frage nach der gerechten Verteilung von Ressourcen. Kritik übte Töpfer in diesem Zusammenhang an weltweiten Bodenkäufen durch Investoren, um mit Wasserrechten zu spekulieren.

Der neue Erzbischof des Erzbistums Berlin, Dr. Rainer Maria Woelki, rief in seinem Grußwort zu einem Umdenken auf: „Mehr lebendige zwischenmenschliche Beziehungen, mehr Fürsorge für andere, mehr Freude an Kunst und Natur statt weitere Anhäufung materiellen Wohlstands.“

Dr. Markus Dröge erinnerte seinerseits an die besondere Verantwortung für die Schöpfung aus christlicher Perspektive: „Aus dem Dank erwächst die Verantwortung für die Schöpfung. An sie gilt es zu erinnern und in Gebet und Fürbitte Gott um Hilfe und Beistand für die bedrohte Schöpfung zu bitten.“

Zum ökumenischen Gottesdienst hatte die ACK gemeinsam mit dem Ökumenischen Rat Berlin-Brandenburg (ÖRBB) eingeladen. Zu den über zweihunderte Gottesdienstbesuchern in der Heilig-Kreuz-Kirche gehörte auch Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse.  

Die musikalische Gestaltung übernahmen die Berliner Jazz- und Soul-Sängerin Sarah Kaiser sowie Bläser des Posaunendienstes und Matthias Schmelmer an der Orgel.

Staatssekretärin Monika Helbig, kommissarische ChefinArtikel der Senatskanzlei, überbrachte die Grüße der Stadt Berlin.

Die Predigt von Pfarrer Dr. Fernando Enns im Wortlaut