Ökumenisches Erfolgsmodell - ACK feiert 10 Jahre Charta Oecumenica

Prof. Dr. Dorothea Sattler

Freising (18.09.2103) Als Erfolg hat die Theologieprofessorin Dorothea Sattler (Münster) die 2003 von den deutschen Kirchen unterzeichnete „Charta Oecumenica“ (ChOe) bezeichnet. Auf der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Freising zogen die Delegierten eine positive Bilanz der ökumenischen Selbstverpflichtung.   

Die Charta habe das ökumenische Miteinander verändert: so wird auf Anregung der Charta seit 2010 regelmäßig im September der „ökumenische Tag des Gebetes für die Bewahrung der Schöpfung“ gefeiert (ChOe III 9), außerdem haben 2007 auf der Grundlage der Charta in der „Magdeburger Erklärung“ elf Kirchen die Taufe wechselseitig anerkannt (ChOe I 1). „In beiden Bereichen hat die deutsche ökumenische Gemeinschaft wegweisend für Europa gewirkt“, so Sattler.

Ihren Erfolg verdanke die Charta besonders der Rezeption in kirchlichen Situationen vor Ort. „Es gibt Gemeinden, die die Passionszeit bzw. die Fastenzeit mit vielen ökumenischen Impulsen gemeinsam gestalten; es gibt immer wieder neue ökumenische Initiativen in der Diakonie, es gibt vielfache Anstrengungen in einer stärker kooperativ ausgerichteten Gestaltung des Religionsunterrichts und vieles mehr“, berichtete die Professorin für Ökumenische Theologie. „Die Ökumene bedarf offenkundig immer wieder einer Entscheidung zur Umsetzung in der jeweiligen Lebenswirklichkeit“, sagte Dorothea Sattler. Eine Folge der „Charta Oecumenica“ sei es, dass die Kirchengemeinden bei allen Tätigkeiten fragen, ob das Vorhaben auch in ökumenischer Gemeinschaft unternommen werden könnte.

Die Charta halte an dem klaren Ziel der sichtbaren Einheit der Kirche fest. Auch eine Selbstgenügsamkeit einer Konfession weise sie zurück: „Verbindlich ist in der Charta unterzeichnet, dass konfessionelle Minderheiten in jedem Land Achtung erfahren sollen“, so Sattler. Allerdings sei die Charta sehr auf das Verhältnis der Konfessionen zueinander fokussiert. „Offen erscheint mir vor allem, wie es gelingen könnte, die Mitte des christlichen Bekenntnisses, das Ostergeschehen, stärker in das Bewusstsein der Kirchen zu rücken“, regte Sattler an.

Die „Charta Oecumenica“ wurde auf Empfehlung der zweiten Ökumenischen Versammlung in Graz 1997 initiiert und den europäischen Gremien zur Beschlussfassung vorgelegt. Die Unterzeichnung auf europäischer Ebene geschah am 22. April 2001 in Straßburg. Auf dem ersten ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin wurde sie von den deutschen Kirchen angenommen und unterzeichnet.