Orientierungshilfe: Freikirchen heben Frieden als Grundwert hervor

Ansgar Hörsting, Präsident der VEF, Foto: VEF

Ansgar Hörsting, Präsident der VEF, Foto: VEF

(26.11.2015)  Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) hat sich für den Frieden als handlungsleitendes Motiv in persönlichen, gesellschaftlichen, zwischenstaatlichen und wirtschaftlichen Beziehungen und Auseinandersetzungen ausgesprochen. Die Texte der Bibel seien auch heute noch eine hochaktuelle Richtlinie in politischen Diskussionen und Gesellschaftsfragen, erklärte VEF-Präsident Ansgar Hörsting.

Mit der nun veröffentlichten theologischen Orientierungshilfe zur Friedensethik hätten sich die 14 Mitgliedskirchen der VEF „auf Kernpunkte verständigt, die vom biblischen Vorbild zeugen, dass Böses mit Gutem überwunden werden kann“, so Hörsting am Rande der Mitgliederversammlung der Vereinigung in Friedensau (Sachsen-Anhalt). Zwar gebe es auch innerhalb der VEF eine große Bandbreite an theologischen Meinungen, und die Mitgliedskirchen würden manche Detailfragen der Friedensethik durchaus unterschiedlich beantworten: „Doch als Christen glauben wir gemeinsam an einen liebenden Gott, der uns Menschen einen außerordentlichen Wert beimisst und der will, dass wir miteinander friedvoll, in Würde und gerecht umgehen.“

Die zweieinhalbseitige, in drei Themenkomplexen und zwölf Thesen verfasste Orientierungshilfe beginnt mit einer Grundlegung in biblischer Anthropologie. Alle Menschen seien „als Ebenbilder Gottes geschaffen“, worin „ihre besondere Würde“ bestehe. Im Grundgesetz sei festgeschrieben, wovon die Mitglieder der VEF „geistlich überzeugt“ seien: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Weiter beschreibt die Orientierungshilfe den biblischen Grundsatz, Böses durch Gutes zu überwinden. Jesus Christus habe dieses Prinzip vorgelebt und den Christen folgerichtig das Gebot der Feindesliebe gegeben: „Das Beispiel und die Kraft Christi eröffnen uns neue, kreative, unvorhergesehene Handlungsmöglichkeiten, um Feindschaft zu überwinden und Gottes Heil zeichenhaft zu verdeutlichen.“ Staatliche Machtmittel müssten immer „einem höheren Ziel unterstellt sein, nämlich Frieden, Ausgleich, Integration und Versöhnung.“

Ein dritter Absatz beleuchtet, wie Frieden zeichenhaft verwirklicht werden kann. So seien Christen auf der ganzen Welt gemeinschaftlich beauftragt, „Gottes Frieden und Versöhnung in Wort und Tat zu verkünden.“ Dieser Auftrag gehe über die Kirche hinaus. So wolle man als Christen „auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam“ machen, durch diakonisches Handeln den Menschen am Rande der Gesellschaft helfen und sich durch „gesellschaftliche Beteiligung und politischen Protest“ für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen. Auch Wirtschaftsunternehmen und staatliche Institutionen seien aufgefordert, „gegen psychische und strukturelle Gewalt vorzugehen“. International gelte es, eine gerechte und nachhaltige Wirtschaft zu fördern und durch Entwicklungshilfe Frieden zu stärken.

In Bezug auf aktuelle Herausforderungen mahnte Hörsting dazu, alles zu tun, um die Gewalt im Nahen Osten zu deeskalieren. Wenn Gewalt nur mit Gegengewalt beantwortet werde, sei der Weg Jesu verlassen. „Die westliche und die arabische Welt brauchen Versöhnung miteinander, und beide sind auf politische Verantwortungsträger angewiesen, die versöhnen und integrieren“, so Hörsting.

Download Theologische Orientierungshilfe zur Friedensethik