Vereinigung Evangelischer Freikirchen: "Kindern eine Lobby geben!"

Staatssekretärin Marion von Wartenberg bei einem Fachgespräch der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) in Stuttgart. Bild: VEF

(01.12.2014) In einem Fachgespräch "Kinder fördern - Kinder schützen" haben Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft, darunter Porsche-Betriebsratsvorsitzender Uwe Hück und Marion von Wartenberg, Staatssekretärin im Kultusministerium Baden-Württemberg, bei einem Fachgespräch der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) in Stuttgart aufgezeigt, wie Kinder stark gemacht und vor Missbrauch geschützt werden können.

Junge Menschen in ihrer Persönlichkeit zu fördern sei zentrale Aufgabe einer Gesellschaft und auch ein erster wirksamer Schritt, um Missbrauch vorzubeugen, so ein Fazit. VEF-Präsident Ansgar Hörsting betonte in seinem Grußwort, die Förderung der Heranwachsenden sei den Freikirchen seit jeher ein besonderes Anliegen gewesen. Jesus selbst habe den Kindern große Wertschätzung entgegengebracht, indem er mit ihnen auf Augenhöhe gesprochen habe. "Das war für seine Zeit revolutionär", so Hörsting. Daraus ergebe sich eine besondere Verantwortung. Dieser stellten sich die Freikirchen mit zahlreichen Angeboten für Kinder und Jugendliche und durch aktive Missbrauchsprävention.

Uwe Hück, Betriebsratsvorsitzender der Porsche AG und Gründer der "Lernstiftung Hück", begründete in seinem Vortrag zunächst seinen Einsatz für benachteiligte Kinder und Jugendliche autobiografisch. Als der damals achtjährige Hück, der im Kinderheim aufwuchs, zu Weihnachten von niemandem abgeholt wurde, habe er sich vorgenommen, sich später für die Schwächsten der Gesellschaft einzusetzen. "Es ärgert mich", so Hück, "dass wir für alles eine Lobby haben, für Kinder aber nicht." Für junge Menschen sei es besonders wichtig, eine Perspektive zu haben. Der Zugang zu Bildung dürfe nicht vom Geldbeutel abhängig sein, sondern müsse allen ermöglicht werden. Deshalb setze er sich dafür ein, "dass Arbeiterkinder studieren können". Wer es zu Reichtum geschafft habe, sei verpflichtet, der Gesellschaft davon etwas zurückzugeben und in soziales Engagement zu investieren.

In einem anschließenden Podiumsgespräch mit drei leitenden Jugendmitarbeitern aus evangelischen Freikirchen bezeichnete Marion von Wartenberg, Staatssekretärin im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport in Baden-Württemberg, den Schutz der Kinder vor Gewalt als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es gelte, die Augen offen zu halten und bei Missbrauch einzuschreiten. Gerade die Jugendarbeit in den Kirchen habe die Aufgabe, eine "Willkommenskultur" zu entwickeln, in der auch Kinder am Rande der Gesellschaft ihren Platz finden. Peter Lehmann vom Jugendwerk des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden stellte als typisches Beispiel für freikirchliche Jugendarbeit die Pfadfinderarbeit "Royal Rangers" vor: "Wir wollen Kinder ganzheitlich fördern, sie sollen mutige Bürger werden. Wir wollen sie begleiten, für sie da sein", so Lehmann. Die Teilnahme werde auch Kindern aus finanziell schwachen Familien ermöglicht. Karin Toth, Referentin für Religionspädagogik in der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK), zeigte auf, dass die EmK - wie auch andere Freikirchen - sich der Missbrauchsprävention schon gewidmet hätte, bevor dies in der öffentlichen Berichterstattung zu einem großen Thema geworden sei: "Wir sensibilisieren die Mitarbeiter, um sexuellem Missbrauch vorzubeugen. Außerdem haben wir für den Notfall eine Anleitung, um schnell zum Schutz der Kinder reagieren zu können." Christian Rommert, Leiter des Gemeindejugendwerks im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, stellte die Kampagne "Auf dem Weg zur Sicheren Gemeinde vor", die es seit 2009 gibt. Er betonte, man müsse sich bewusst machen, dass Missbrauch überall geschehen könne, auch in Kirchengemeinden. Dem wirke man durch Aufklärung und Schulung entgegen. Als besonders wirksamen Missbrauchsschutz bezeichnete Rommert "starke Kinder, die selbstbewusst sind." Hier liege eine große Chance der Kirchen, so Uwe Hück in seinem Schlusswort.

Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) wurde 1926 als erste Vereinigung selbstständiger evangelischer Freikirchen und freikirchlicher Gemeindeverbände in Deutschland gegründet. Ziel des Zusammenschlusses ist die Förderung gemeinsamer Aufgaben, die Vertiefung zwischenkirchlicher Beziehungen sowie die Vertretung freikirchlicher Belange in der Öffentlichkeit. Zur VEF gehören zwölf Mitglieder und zwei Gastmitglieder, die insgesamt über 250.000 Mitglieder vertreten.

Weitere Informationen unter www.vef.de.