Versöhnung zeigt Wirkung - Täufer-Ausstellung in Reinhardsbrunn/Thüringen

Eine Dauerausstellung in Reinhardsbrunn informiert über die Täufermärtyrer des Jahres 1530, Foto: Wolfgang Krauß

Eine Dauerausstellung in Reinhardsbrunn informiert über die Täufermärtyrer des Jahres 1530, Foto: Wolfgang Krauß

(24.09.2015) „Gefangen, gelitten, gestorben  -  Die Täufer in den Widersprüchen der Zeit“, unter diesem Motto ist als weiterer Schritt der Versöhnung zwischen dem Lutherischen Weltbund und den Täufern/Mennoniten eine Ausstellung in Reinhardsbrunn/Thüringen eröffnet worden. Sie erinnert an die Hingerichteten aus dem Jahr 1530. Bei der Eröffnung mit rund 100 Gästen, unter ihnen als "geistliche Nachfahren der Täufer" Mennoniten, Baptisten und Bruderhöfer, gaben Pfarrer i. R. Christfried Boelter, Initiator des Informationszentrums und der Ausstellung, und Oberpfarrer i. R. Hans-Joachim Köhler einen Einblick in die Ereignisse um die Täufer von 1530. Der Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringens, Bodo Ramelow, setzte die Verfolgung der Täufer in Beziehung zur aktuellen Verfolgung von Christen und Jesiden in Syrien und Irak. Er unterstrich das Menschenrecht auf Religionsfreiheit und sprach sich dafür aus, die religiös Verfolgten als Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen. Die Reformationsbeauftragte der EKM, Christine Schulz, bezeichnete die Verfolgung der Täufer als die „makabre Ökumene in dieser Zeit“.

Weit über 1000 namentlich erfasste Täufer ließen im 16. Und 17. Jahrhundert aus Glaubensüberzeugnung ihr Leben. Die lutherische Seite habe den gegen sie gerichteten Ketzervorwurf auf die Täufer gelenkt. Viel habe für eine theologische Debatte gesprochen, doch der Griff zur Todesstrafe habe eine tiefere inhaltliche Auseinandersetzung verhindert und zudem den Blick auf die friedlichen Grundsätze vieler Täufer verstellt. Im Auftrag des Präsidiums des Bundes Evangelisch Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten) betonte Pastor Frank Fornaçon, kein heutiger Lutheraner trage Verantwortung für die Ereignisse vor 500 Jahren. Es gälte aber Konsequenzen aus der Geschichte zu ziehen. Seit ihrer Entstehung hätten Baptisten sich für grundlegende Menschenrechte wie Glaubens- und Gewissensfreiheit eingesetzt. Die müssen unterschiedslos für alle Glaubensrichtungen und selbstverständlich auch für Nichtgläubige gelten. Glaubens- und Gewissensfreiheit beinhalten konsequenter Weise das Asylrecht für verfolgte Jesiden, Muslime und Christen.

Versöhnung zwischen Lutheranern und Täufern

Die Versöhnung zwischen Lutheranern und Täufern hat schon eine Geschichte. In einem bewegten Versöhnungsgottesdienst bat die Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes 2010 in Stuttgart die Täufer/ Mennoniten um Vergebung für die Verfolgung im 16. Jahrhundert. In diesem Gottesdienst wurde die Täuferin Barbara Unger aus Zella-Mehlis und ihre Hinrichtung 1530 in Reinhardsbrunn erwähnt. Am 18. Januar 2013, dem Jahrestag der Hinrichtung, stellte die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) das Gedenken an die sechs in Reinhardsbrunn hingerichteten Täufer in den Mittelpunkt ihrer Eröffnung des Themenjahres „Reformation und Toleranz“. Am Hinrichtungsort wurde eine Gedenkstele enthüllt. Am 15. September 2013 wurde in Zella St. Blasii ein Gedenkstein in Form eines Taufbeckens aufgestellt – es steht im Freien vor der Kirche, der Regen füllt es mit Wasser. Es ist Ausgangspunkt des Weges der Toleranz, der über 47 km nach Reinhardsbrunn führt.

Pilgerweg der Toleranz führt nach Reinhardsbrunn

Für die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden (AMG) dankte Wolfgang Krauß für den Pilgerweg der Toleranz und für das Gedenken der täuferischen Märtyrer in der evangelisch lutherischen Kirche in Mitteldeutschland. Für die Täufer war der Weg der Toleranz ein Leidensweg. Nachfolge Jesu beinhaltete für sie, Nachfolge im Leiden und Sterben des Gottessohnes. Der Titel der Ausstellung „Gefangen, gelitten, gestorben – Die Täufer in den Widersprüchen der Zeit“ unterstreicht diesen Aspekt. Zu kurz kommt Leben und Auferstehung Jesu Christi. Täuferische Theologie und Praxis unterstreicht das Leben Jesu und seinen Ruf in die Nachfolge in Zeit und Ewigkeit. Die Bindung an Jesus Christus im Leben und im Sterben macht das Martyrium der Täufer des 16. Jahrhunderts zum Zeugnis für den Glauben.

Gefangen, gelitten, gestorben  -  Die Täufer in den Widersprüchen der Zeit: Dauerausstellung, Reinhardsbrunn 05, 99894 Friedrichroda.

Ein Katalog mit allen Texten und vielen Bilder der Ausstellung steht als pdf zur Verfügung: www.taeuferausstellung.de

Text: Bernd Densky (nach einem Bericht von Wolfgang Krauß)