Die Welt braucht das gemeinsame Zeugnis - Gottesdienst zur Gebetswoche

Licht der Welt und Salz der Erde - die Liturgen teilten in Bonn beim Gottesdienst zur Gebetswoche Kerzen und Salztüten aus, Foto: ACK

Licht der Welt und Salz der Erde - die Liturgen teilten in Bonn beim Gottesdienst zur Gebetswoche Kerzen und Salztüten aus, Foto: ACK

Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann predigte beim zentralen Gottesdienst zur Gebetswoche in Bonn, Foto: ACK

Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann predigte beim zentralen Gottesdienst zur Gebetswoche in Bonn, Foto: ACK

Bonn (24.01.2016) Mit einem Gottesdienst in der evangelischen Kreuzkirche in Bonn hat die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) die Gebetswoche für die Einheit der Christen 2016 abgeschlossen. Sie stand unter dem Motto „Berufen, die großen Taten des Herrn zu verkünden“ (1 Petr 2,9). Dabei rief der Vorsitzende der ACK, Bischof Karl-Heinz Wiesemann (Speyer), in seiner Predigt zum gemeinsamen Zeugnis in Wort und Tat auf. Im Engagement für die Flüchtlinge sollten sich die Kirchen noch intensiver zusammenschließen und sich darin an dem eindeutigen Auftrag der Bibel zum gemeinsamen Handeln für die Notleidenden ausrichten.

Die diesjährigen Texte zur Gebetswoche für die Einheit der Christen haben Christen in Lettland vorbereitet. In Lettland stelle sich die Situation der Kirchen ähnlich wie in Deutschland dar, erläuterte Bischof Wiesemann. „Wir alle stehen vor der Herausforderung, unseren Glauben inmitten einer postmodernen, pluralen und zunehmend säkularen Gesellschaft zu leben.“ Für das gemeinsame Zeugnis sei die Bibel die wichtigste Quelle: „Pflegen wir nicht das Trennende der unterschiedlichen Traditionen! Lassen wir uns gemeinsam vom Anspruch des Wortes Gottes her neu ausrichten!“ Wiesemann hob dabei besonders das Projekt „Die Bibel neu als Schatz entdecken“ hervor, das die ACK zum Reformationsgedenken 2017 auf den Weg gebracht hat. Darin beschreiben die Mitgliedskirchen der ACK ihr jeweiliges Verständnis der Bibel und ihren Umgang mit der Heiligen Schrift. „Unsere unterschiedliche Weise, aus dem Wort Gottes zu leben und unsere Welt zu deuten, beinhaltet eine große Bereicherung“, sagte Wiesemann.

Alle Christen seien zum Zeugnis für ihren Glauben berufen, dies sei nicht nur Aufgabe von Bischöfen, Pfarrern oder Religionslehrern: „Christ-Sein und Missionar-Sein, das sind zwei Seiten einer einzigen Medaille.“ In den gegenwärtigen epochalen Umbrüchen, die auch die Kirche in ihrer Struktur und Gestalt betreffen, komme es entscheidend darauf an, in allen Getauften das Bewusstsein zu vertiefen, dass sie Zeugen sind. Wiesemann rief dazu auf, gemeinsam von der missionarischen Herausforderung dieser Zeit die Zukunft der Kirche neu zu denken: „Gott will uns helfen, dass wir über die Schatten der Vergangenheit wieder neu in sein Licht springen können- und zwar gemeinsam als die eine Kirche des Herrn.“

Dieses Zeugnis könne nur in Wort und Tat gemeinsam geschehen. Ein Beispiel seien die zahlreichen Menschen, die sich ehrenamtlich für Flüchtlinge und Migranten einsetzen. Das Engagement in den Aufnahmeeinrichtungen, die vielen Spenden und der lautstarke Protest gegen ausländerfeindliche Parolen seien eine „Zeugenschaft für Gott“. „Die Zuwendung zu den Notleidenden, ihre Hilfsbereitschaft und Toleranz ist gelebter Christusglaube und entlarvt so alles Reden über den vermeintlichen Untergang des christlichen Abendlandes als billige und zugleich gefährliche Propaganda“, sagte der Bischof. Gerade in der gegenwärtigen Situation, in der die anfänglich offene und positive Haltung gegenüber Flüchtlingen in Angst und Abgrenzung umzuschlagen drohe, „ist unser gemeinsames, biblisch fundiertes Zeugnis sehr wichtig, denn die Fremden sind unsere Nächsten und in ihrer Not erkennen wir Christus selbst wieder, der uns in den Hilfsbedürftigen begegnet“. Das ökumenische Engagement sei daher genauso wie das gemeinsame Gebet sehr ermutigend und unverzichtbar.

Der Gottesdienst in Bonn wurde zusammen mit der ACK Nordrhein-Westfalen und der ACK Bonn gefeiert. Neben Bischof Wiesemann wirkten auch Erzpriester Radu Constantin Miron (Orthodoxe Kirche) und Pastor Heinrich Lüchtenborg (Evangelisch-altreformierte Kirche in Niedersachsen) aus dem Vorstand der ACK Deutschland im Gottesdienst mit. Für die ACK in Nordrhein-Westfalen war deren Vorsitzender Burkhard Neumann (römisch-katholische Kirche), für die ACK Bonn waren deren Vorsitzender Pfarrer Thomas Schüppen (alt-katholische Kirche) sowie weitere Vertreter der Kirchen in Bonn beteiligt.

 

Predigt von Bischof Wiesemann im Wortlaut 

 

Weitere Informationen zur Gebetswoche für die Einheit der Christen finden Sie unter www.gebetswoche.de. Im Rahmen des Projektes „Die Bibel neu als Schatz entdecken“ wurde eine Broschüre veröffentlicht. Weitere Informationen siehe unter www.oekumene-ack.de/themen/geistliche-oekumene/bibel-neu-als-schatz-entdecken