Zentralkomitee der deutschen Katholiken fordert Widerstand gegen Fremdenfeindlichkeit

Alois Glück, Präsident der Vollversammlung der deutschen Katholiken, Foto: ZdK

(12.05.2015) In einer eigenen Resolution hat sich die Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) am 9. Mai für ein umfassendes Konzept der Bekämpfung der Flüchtlingsnot eingesetzt und Widerstand gegen jede Form der Fremdenfeindlichkeit eingefordert.

Das ZdK erklärt:

"70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und den damit verbundenen schrecklichen Erfahrungen von Flucht und Vertreibung in Deutschland und Europa setzen sich die Mitglieder des Zentralkomitees der deutschen Katholiken für einen menschenwürdigen Umgang mit den Flüchtlingen unserer Tage ein. Millionen von Menschen sind heute weltweit aus unterschiedlichen Gründen auf der Flucht. Tausende von ihnen sind schon auf dem Weg nach Europa im Mittelmeer ertrunken. Das christliche Gebot der Nächstenliebe und die europäischen Grundwerte, die auch eine Frucht der bitteren Erfah­rungen des Zweiten Weltkrieges sind, verpflichten uns, Flüchtlinge zu retten und sie bei der Suche nach einer neuen Lebensperspektive zu unterstützen.

Dass Menschen ihre Heimat verlassen müssen, ist eine Realität unserer Zeit. Wir setzen uns für die Flüchtlinge bei uns wie auch in ihren Herkunfts- und Transitländern ein. Dabei richten wir unser Augenmerk besonders auf das Leid von schutzbedürftigen Kindern, Jugendlichen und Frauen. Ihre spezifischen Notlagen und Bedürfnisse tauchen in offiziellen Statistiken und Berichte nicht ausreichend auf. Ebenso ist uns bewusst, dass es vor allem die benachbarten Länder der Krisenregionen, wie z. B. der Libanon, sind, die die Hauptlast von Flucht und Vertreibung tragen.

Ein umfassendes europäisches Konzept für den Umgang mit der gegenwärtigen Flüchtlingssituation muss wirksame Rettungsprogramme, ein entschiedenes Vorgehen gegen Menschenhandel und verbrecherische Schleuser, die Verbesserung der Lebensperspektiven in den Herkunfts­ländern und auch die gerechte Verteilung zwischen den europäischen Staaten umfassen. Zu einer ernsthaften Bekämpfung von Fluchtursachen gehören nach unserer Überzeugung auch die Stärkung der Prinzipien einer guten Regierungsführung in den Heimatländern und die kritische Aus­einandersetzung mit unserer eigenen Handelspolitik, den deutschen Waffenexporten und den klimatischen Auswirkungen unserer Wirtschafts- und Lebensweise.

Wir rufen dazu auf, die Themen Asyl und Migration, so unterschiedlich sie auch sind, in einem gemeinsamen Kontext und ohne Angst zu betrachten. Dies schließt auch eine Diskussion über die Notwendigkeit eines Einwanderungsgesetzes in Deutschland ein. Dass es in unserem Land Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte und Aufrufe zu Aus­grenzung und Diskriminierung gibt und dass Menschen, die sich für Flüchtlinge einsetzen, beleidigt und bedroht werden, beschämt uns zutiefst. Solchen fremdenfeindlichen Tendenzen treten wir mit aller Entschiedenheit entgegen. Die Definition dessen, was christlich Werte bedeuten, überlassen wir nicht Populisten und Brandstiftern.

Wir sind dankbar dafür, dass viele Kirchengemeinden, christliche Organisationen und Einzelpersonen ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt und Fremdenhass setzen, indem sie den Flüchtlingen beistehen. Dieses Engagement für die Fremden und Vertriebenen ist gelebtes Christsein."