„Wir sind nicht angekommen im Paradies.“ - ACK feierte Schöpfungstag in Borna

Stationenprozession um die Stadtkirche St. Marien in Borna, Foto: ACK

Borna (04.09.2015) „Die Erde ist kein Paradies“, sagte die evangelisch-methodistische Bischöfin und stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Rosemarie Wenner (Frankfurt a.M.), in ihrer Predigt im Gottesdienst zum ökumenischen Tag der Schöpfung am 4. September in der Stadtkirche St. Marien in Borna. Das Leid der Flüchtlinge und die geschundene Schöpfung zeigten, dass die endgültige Erlösung der Schöpfung durch Gott noch ausstehe. Der Gottesdienst in Borna war die zentrale Feier der ACK, die in diesem Jahr unter dem Motto „Zurück ins Paradies?“ stand. In ihr wirkten u.a. der Vorsitzende der ACK in Deutschland, Bischof Karl-Heinz Wiesemann (Speyer), und der sächsische Landesbischof Carsten Rentzing mit.

Borna wandelte sich in den letzten Jahren

Borna wählte die ACK als Ort, weil sich an dort besonders zeige, wie eine geschundene Natur wieder verändert werden könne. Nach vielen Jahren des Braunkohletagebaus war die Landschaft um Borna durch Renaturierungsprojekte in das Naherholungsgebiet „Leipziger Neuseenland“ verwandelt worden. Auf einer Exkursion vor dem Gottesdienst konnten sich rund 150 Teilnehmer von den Veränderungen überzeugen. Allerdings habe die Renaturierung auch die Grenzen des menschlich Machbaren aufgezeigt und neue Probleme geschaffen, da viele ihre Arbeitsplätze im Braunkohletagebau verloren hatten. „Wir sind nicht angekommen im Paradies“, sagte Bischöfin Wenner. „Wir leben jenseits des Gartens Eden.“ Alle Geschöpfe seien in einer Schicksalsgemeinschaft verbunden. Die Schöpfung leide, sagte Wenner in Anlehnung an eine Passage aus dem Römerbrief des Apostels Paulus. „Das Wunderwerk der Schöpfung ist nicht nur vom natürlichen Kreislauf von Werden und Vergehen gekennzeichnet, es ist auch durch den Größenwahn und Eigennutz der Menschen bedroht“, so die Bischöfin. Gleichzeitig sei alles von Gottes Hand umhüllt. Neues Leben breche sich dort Bahn, wo Menschen die Natur achten sowie große und kleine Schritte unternehmen, sie zu bewahren. „Wir Menschen schaffen aber keine paradiesischen Zustände. Wir sind ja nicht die Herren der Schöpfung, auch wenn Gott uns schöpferische Fähigkeiten gegeben hat.“ Das eigentliche Paradies werde Gott noch schaffen. „Christen rechnen mit der Erneuerung und handeln in der Hoffnung, dass Gott auch aus unserem unvollkommenen Leben etwas Ganzes macht.“

Emmauskirche ist Symbol der abgebaggerten Dörfer - nach wie vor Siedlungen bedroht

An die Exkursion und den Gottesdienst schloss sich eine Prozession um die Stadtkirche zur nahe gelegenen Emmauskirche an. Die Emmauskirche war 2007 im Ganzen aus dem devastierten Dorf Heuersdorf nach Borna gebracht worden. Sie stehe als Zeichen für die 126 Siedlungen, die im Zuge des Braunkohletagebaus abgebaggert oder zugeschüttet wurden, so Verantwortliche der ACK Sachsen. Rund 51.000 Menschen mussten zwischen Sachsen-Anhalt und Thüringen ihre Heimat verlassen. Nach der Prozession fand ein Empfang der ACK im Bürgerhaus „Goldener Stern“ statt.

Nach wie vor ist der Prozess der Devastierungen von Siedlungen und Dörfern in dieser Gegend nicht abgeschlossen. Im Rahmen des ökumenischen Tages der Schöpfung informierten auch Bürgerinnen und Bürger der Dörfer Klitten, Schleife und Pödelwitz über die Situation ihrer Siedlungen. In Klitten und Schleife war die Devastierung abgewendet worden, in Schleife sogar erst vor wenigen Monaten. Das Dorf Pödelwitz ist allerdings nach wie vor bedroht und soll 2028 abgebaggert werden. Eine auch von der Eangelischen Kirchengemeinde unterstütze Initiative wehrt sich. Informationen dazu finden Sie unter www.pro-poedelwitz.de.   

Seit dem Jahr 2010 feiert die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland jährlich einen Ökumenischen Tag der Schöpfung. Er geht auf eine Anregung des damaligen Ökumenischen Patriarchen Dimitrios I. zurück, einmal im Jahr „gemeinsam zum Schöpfer zu beten“. Dieser Tag wird bundesweit begangen und regt dazu an, das Lob des Schöpfers gemeinsam anzustimmen und gleichzeitig die eigenen Aufgaben für die Bewahrung der Schöpfung in den Blick zu nehmen.

Weitere Informationen:

Ökumenischer Tag der Schöpfung: www.schoepfungstag.info

Predigt von Bischöfin Rosemarie Wenner

Zum Schöpfungstag und der Schöpfungszeit (1. September – 4. Oktober) finden noch weitere regionale und lokale Veranstaltungen statt. Eine Auswahl von Veranstaltungen finden Sie auf der Website.