Eindringlicher Appell für Umweltschutz und Nachhaltigkeit am ökumenischen Tag der Schöpfung

(04.09.2020). Sich für eine gerechte und friedliche Zukunft, für die Bewahrung der Schöpfung und gegen den Raubbau der Natur stark zu machen: Dafür haben sich die Mitwirkenden im Gottesdienst zum Auftakt der zentralen Feier am ökumenischen Tag der Schöpfung in der Landauer Stadtpfarrkirche St. Marien ausgesprochen. Im Anschluss an den Gottesdienst waren die Gäste zu umweltbewussten Spaziergängen und Workshops eingeladen, ein Empfang bildete um 19 Uhr den Abschluss.

Der geschmückte Altar in der Stadtpfarrkirche St. Marien in Landau.

Der geschmückte Altar in der Stadtpfarrkirche St. Marien in Landau.

Bischof Stenger: „Müssen unseren Lebensstil überdenken – Schöpfung ist ein kostbares Geschenk“

Frankfurt am Main/Landau, 4. September 2020

Mit dem eindringlichen Appell, sich für eine gerechte und friedliche Zukunft, für die Bewahrung der Schöpfung und gegen den Raubbau der Natur stark zu machen, klang der Gottesdienst zur zentralen Feier am ökumenischen Tag der Schöpfung in der Landauer Stadtpfarrkirche St. Marien aus.

Bischof Marc Stenger aus der Diözese Troyes in Frankreich rief in seiner Predigt zum diesjährigen Motto des ökumenischen Tages der Schöpfung (w)einklang auf: „Wir müssen unseren Lebensstil und unsere Entscheidungen, die oft rücksichtslos und schädlich sind, überdenken. Zu oft verhalten wir uns als Herrscher über die Schöpfung.“ Die Folge seien die Zerstörung des Ökosystems, dessen Auswirkungen hauptsächlich die Ärmsten und die Verletzlichsten der Menschheit träfen. „Die Schöpfung ist ein kostbares Geschenk, das bewahrt werden muss. Die Menschen sind Geschöpfe nach dem Bild Gottes, im Zentrum eines Lebensnetzwerks, das aus Millionen von Arten besteht, die liebevoll geschaffen worden sind. Wir sind Teil eines Netzwerks des Lebens, das für uns Pflichten in Bezug auf die gesamte Schöpfung mitbringt“, so Bischof Stenger. An dem Gottesdienst hatten 150 Personen teilgenommen gekommen, die Besucherzahl war im Rahmen der Hygieneschutzmaßnahmen begrenzt.

Der Vorsitzende der ACK in Deutschland, Erzpriester Radu Constantin Miron, sagte in Landau: „Eine Wirtschaft, die nur auf Wachstum und Gewinnmaximierung ausgerichtet ist, können wir als Christinnen und Christen nicht mehr guten Gewissens hinnehmen. Unsere Aufgabe – nicht nur am Tag der Schöpfung! – ist es, den wahren Wert der Dinge, der sich aus ihrem Bezug zum Schöpfer ergibt, ins Gedächtnis zu rufen. Der lebensverheißende Ruf Gottes gilt allen – auch denen, die in Not sind, die wenig im Leben haben, die gebrochen sind. Menschen, Tiere, die ganze Natur: Das alles ist uns anvertraut!“

Grußworte im Anschluss an den Gottesdienst sprachen der Landauer Oberbürgermeister Thomas Hirsch, Kirchenpräsident Dr. h.c. Christian Schad von der Evangelischen Kirche der Pfalz, Generalvikar Andreas Sturm vom Bistum Speyer sowie Pastor Dr. Jochen Wagner, Vorsitzender der ACK Region Südwest.

Zum ökumenischen Tag der Schöpfung hatte die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland gemeinsam mit der ACK Region Südwest und der ACK in Landau eingeladen. Für die Musik im Gottesdienst sorgten Mitglieder der Landauer Bläserkantorei unter Leitung von Landesposaunenwart Christian Syperek sowie der ACK-Projektchor Landau unter Leitung von Dekanatskantor Horst Christill, Bezirkskantorin Anna Linß (Orgel) und die Musikgruppe „One Team“ unter Leitung von Dr. Thomas Kaplan. Im Anschluss an den Gottesdienst waren die Gäste zu umweltbewussten Spaziergängen und Workshops eingeladen, ein Empfang bildete um 19 Uhr den Abschluss.

Kirchenpräsident Dr. h.c. Christian Schad, Evangelische Kirche der Pfalz

Mit dem Appell, „jetzt an die Zeit danach zu denken und die Nachhaltigkeit unserer Einsichten aus diesen Tagen der Pandemie sicherzustellen“, wandte sich der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dr. h.c. Christian Schad, an die Gottesdienstbesucher. Auch in der Pfalz sei die Klimakrise mit Händen zu greifen, die Monate der Dürre machten den Weinbauern schwer zu schaffen. Bei der Bekämpfung des Klimawandels helfe nur konsequentes, verantwortliches Handeln von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie von jedem Einzelnen. „Die Pandemie hat ungeheure Kräfte freigesetzt: in praktischer Hilfe, in solidarischem Handeln, in Medizin und Pflege. Nutzen wir sie auch – im Blick auf Gottes gute Schöpfung – für eine gerechte und friedliche Zukunft für alle Mitmenschen und für unsere Mitwelt!“, sagte der Kirchenpräsident.

Oberbürgermeister Thomas Hirsch, Landau

„Es freut uns sehr, dass die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen den Tag der Schöpfung in unserer Stadt feiert“, sagte Landaus Oberbürgermeister Thomas Hirsch. „Unsere Landschaft und die Weinregion der Südpfalz mit der Stadt Landau als größter Weinbau treibender Gemeinde Deutschlands sind Schöpfungsgeschenke, für die wir dankbar sind. Ob Einheimischen oder Gästen: Ihnen wird die Kostbarkeit der Schöpfung auf besondere Weise bewusst“, so der Stadtchef. Das diesjährige Motto (w)einklang stehe nicht nur für den Wein, sondern auch für den Erhalt der Schöpfung und das Leben im Einklang mit der Natur. Auch vor diesem Hintergrund engagiere sich Landau für den Klima- und Umweltschutz und habe im letzten Jahr als erste Kommune in Rheinland-Pfalz den Klimanotstand ausgerufen. „Uns geht es vor allem darum, die Bevölkerung zu sensibilisieren, um die Kostbarkeit unserer Schöpfung zu bewahren“, so Hirsch.

Generalvikar Andreas Sturm, Bistum Speyer

Generalvikar Andreas Sturm vom Bistum Speyer sagte, der Klimawandel bedrohe die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen, verletze Menschenrechte und verschärfe Ungleichheiten. Die ökologische und die soziale Frage seien unauflösbar miteinander verknüpft. Glaube und Klima müssten zusammengedacht, Spiritualität und Ökologie mehr miteinander verbunden werden. „Gefordert ist ein spiritueller und kultureller Wandel mit einer Abkehr vom materiellen Wachstums- und Wohlstandsmodell“, sagte der Generalvikar. Das kirchliche Handeln müsse an den Zielen der Nachhaltigkeit, der globalen Gerechtigkeit und des Friedens ausgerichtet werden. Er appellierte, „Ökologie konkret“ zu machen: etwa „bei der Mobilität, der gemeinsamen Nutzung kirchlicher Gebäude, dem Starkmachen einer spirituellen Schöpfungstheologie und der Vernetzung mit anderen gesellschaftlichen Akteuren“, so Sturm.

Pastor Dr. Jochen Wagner, Vorsitzender ACK Region Südwest

Pastor Dr. Jochen Wagner, der Vorsitzende der ACK Region Südwest, hob hervor: „Alle 15 in der ACK Region Südwest vertretenden Kirchen ziehen beim Thema ,Schöpfung‘ an einem Strang und setzen sich für einen achtsamen Umgang mit der Schöpfung ein.“ Dafür stehe in der Region die ökumenische Mitmachaktion Trendsetter-Weltretter, die helfen soll, den Alltag ökologisch nachhaltig zu gestalten. Der ACK-Vertreter sagte, die Menschen seien Teil der Schöpfung, man müsse jetzt handeln, die Folgen des Klimawandels seien deutlich spürbar. „Diesen Einsatz für die Schöpfung wollen wir mit der Freude über die Schöpfung als Geschenk Gottes an uns verbinden. Das Motto (w)einklang steht für mich dafür. Getragen von dieser Freude und motiviert vom vielfältigen Einsatz so vieler Menschen wollen wir als ACK Region Südwest dazu ermutigen, aktiv zu werden“, sagte Wagner.

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Stichwort: Ökumenischer Tag der Schöpfung

Christinnen und Christen glauben an Gott, den Schöpfer. Mit Sorge sehen sie den Raubbau an der Natur. Die europäischen Kirchen haben in der Charta Oecumenica empfohlen, „einen ökumenischen Tag des Gebets für die Bewahrung der Schöpfung in den europäischen Kirchen einzuführen“. Die ACK in Deutschland hat die Empfehlung umgesetzt und im Jahr 2010 den ökumenischen Tag der Schöpfung eingeführt. Die zentrale Feier findet jährlich an wechselnden Orten am ersten Freitag im September statt. Der ökumenische Tag der Schöpfung soll darauf aufmerksam machen, im Einklang mit Schöpfung und Schöpfer zu handeln und Verantwortung für die Schöpfung wahrzunehmen. Angesichts der Zerstörung der Schöpfung sollen konkrete Schritte zu ihrem Schutz aufgezeigt werden. In den Gemeinden kann der ökumenische Tag der Schöpfung auch an einem anderen Tag in der Zeit vom 1. September bis 4. Oktober gefeiert werden.

Text der Pressemitteilung zum Download.

Text der Predigt zum Download.

Text der Grußworte zum Download.

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Weitere Informationen zum ökumenischen Tag der Schöpfung.