Frischer Wind und Aufbruchstimmung in Deutschlands Ökumene

Frankfurt (27.03.2023). Über 60 Delegierte aus dreißig christlichen Kirchen und bundesweiten Organisationen kamen in Magdeburg zusammen. Anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) schauten die Delegierten auf die bisherige Arbeit zurück und gaben Impulse für die weitere Arbeit.

Der ACK-Vorstand leitete mit Geschäftsführerin Dr. Verena Hammes durch die Tagung

Ein volle Tagesordnung beschäftigte die Delegierten und ließ dennoch Raum für Gespräche, Austausch und Impulse für die zukünftige Arbeit der ACK.

Nach einem festlichen Empfang am 21. März 2023 mit Gottesdienst, Festvortrag und über 200 Gästen und Beteiligten im Magdeburger Dom setzten die rund 60 Delegierten aus den 25 Mitglieds- und Gastkirchen, sowie fünf bundesweiten Beobachterorganisationen ihre Tagung im Magdeburger Roncalli-Haus fort.

„Wenn wir stehen bleiben, sind wir nicht mehr Kirche“

Der griechisch-orthodoxe Erzpriester Radu Constantin Miron eröffnete als ACK-Vorsitzender die 252. Mitgliederversammlung mit einem geistlichen Wort über das Gleichnis Jesu von den 99 Schafen einer Herde und dem einen abhanden gekommenen Schaf. „Wir identifizieren uns gerne mit dem einen verlorenen Schaf, vielleicht weil wir die liebende Aufmerksamkeit des Hirten gerne in Anspruch nehmen. Mühsamer ist aber schon, wenn wir uns zu den 99 anderen, den solidarischen Schafen zählen,“ ermahnte Miron zu Solidarität innerhalb der Christenheit. „Es kann uns doch nicht gleichgültig sein, wenn unsere Mitchristen und Mitchristinnen vor die Hunde gehen. Wie können wir uns gegenseitig helfen?“, gab der ACK-Vorsitzende zu bedenken und ergänzte: „Es ist ja eigentlich so, dass heutzutage von den Hundert nicht nur das eine Schaf eigene Wege sucht. Aber wie schnell sind wir bereit, den Weg der Anderen als Irrweg zu bezeichnen, während der eigene natürlich der rechte Pfad ist…?“ Mit dem Verweis auf das Bild einer sich stetig in Bewegung befindenden Schafherde fasste Erzpriester Miron seine Gedanken zusammen und appellierte: „Wenn wir stehen bleiben, sind wir nicht mehr Kirche, sind wir nicht mehr Ökumene. Und wenn wir nicht solidarisch sind, sowieso nicht mehr.“

Nicht auf Erreichtem ausruhen

Im Anschluss berichtete der fünfköpfige Vorstand aus seiner laufenden Arbeit, die maßgeblich von der Gestaltung, Begleitung und Vorbereitung ökumenischer Jubiläen, wie 75 Jahre ACK, 20 Jahre Charta Oecumenica auf Deutschlandebene, 50 Jahre Leuenberger Konkordie und bereits von dem bevorstehenden Gedenken zu 1.700 Jahre Konzil von Nizäa und 500 Jahre Täuferbewegung in 2025 geprägt war. Dabei lag es dem Vorstand spürbar am Herzen, nach den jeweiligen Weiterentwicklungen und der Zukunftsorientierung von Jubiläen zu fragen. Dieser Impuls wurde von dem Delegierten für die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland KdöR (AMG) Dr. Fernando Enns aufgegriffen: „Das Feiern darf nicht zum Selbstzweck werden. Wir dürfen uns mit dem Erreichten nicht zufriedengeben und auf den verfassten Dokumenten ausruhen. Wir verlieren dadurch den Anschluss an die internationale Ökumene und die jungen Ökumenikerinnen und Ökumeniker, die an den Universitäten heranwachsen.“

Frische Impulse für Ökumenische Arbeit

Zukunftsorientiert setzten sich die Delegierten mit der weiteren Ausrichtung der ACK-Arbeit auseinander und riefen Themen wie Taufanerkennung, Heilung der Erinnerung, Berücksichtigung der Migrationskirchen, erlebnisorientierte Ökumene, Diversität in der Zusammensetzung der Delegiertenversammlung, Einbindung der jungen Ökumene und Unterstützung der lokalen Ökumene vor Ort auf, die perspektivisch bearbeitet werden sollten.

Zahlreiche Neuanfänge und Aufbrüche

Am letzten Sitzungstag wurde ganz im Geiste der auf Zukunft ausgerichteten Mitgliederversammlung aus der Arbeit der Ökumenischen Centrale von den jeweiligen Referenten über die laufenden Projekte der ACK, wie dem Ökumenischen Tag der Schöpfung in Bremen, der Gebetswoche für die Einheit der Christen, der Ökumenischen FriedensDekade 2023 oder dem Bibelsonntag 2024 berichtet. Zudem wurde die neue Förderperiode des interreligiösen Projektes „Weisst du, wer ich bin?“ vorgestellt, der Startschuss für die neue Website der Charta Oecumenica gegeben und zum ersten Ökumene-Empfang im Rahmen des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg, am Abend des 9. Juni 2023 in die griechisch-orthodoxe Gemeinde „Heiliger Apostel Paulus“ eingeladen.

Wiedersehen im Herbst 2023 „Auf dem heiligen Berg“

Die nächste Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen findet vom 20.-21. September in Wuppertal statt. Dann trifft sich zuvor vom 18.-20. September die Geschäftsführerkonferenz der 14 regionalen ACKs in dem internationalen Tagungszentrum Wuppertal „Auf dem heiligen Berg“. Beide Gremien werden am 20. September 2023 mit einem gemeinsamen Studientag zur Rezeption und Weiterarbeit der Charta Oecumenica verbunden.

Bilder von der Mitgliederversammlung