Gemeinsames Zeugnis der Versöhnung wichtiger denn je

Bischof Wiesemann bei seinem Grußwort in Hildesheim

Bischof Karl-Heinz Wiesemann bei seinem Grußwort in der Michaeliskirche in Hildesheim, Foto: ACK

(11.03.2017) „Das gelebte Zeugnis der Versöhnung ist heute von solch entscheidender Bedeutung wie selten zuvor in der Geschichte der Menschheit“, sagte Bischof Karl-Heinz Wiesemann (Speyer), Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) in einem Grußwort anlässlich des Buß- und Versöhnungsgottesdienstes der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland am Samstag (11.03.2017) in Hildesheim. An dem Gottesdienst in der Hildesheimer Michaeliskirche wirkten auch die Vorstandsmitglieder Bischöfin Rosemarie Wenner und Erzpriester Radu Constantin Miron mit.  

500 Jahre nach der Trennung der Konfessionen im Westen müssten die Christen den Augenblick wahrnehmen und der Welt die Kraft der Versöhnung bezeugen: „Ja, es ist möglich, Hass und Feindschaft gemeinsam zu überwinden. Ja, es ist möglich, dass die Liebe siegt“, sagte Bischof Wiesemann. Der Vorsitzende der ACK würdigte den gemeinsamen Gottesdienst der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz anlässlich des Gedenkens an 500 Jahre Reformation als „ein weit über den binnenkirchlichen Raum ausstrahlende Zeugnis der Versöhnung der beiden großen Kirchen in Deutschland“. Wiesemann erinnerte dabei an das gute Miteinander der 23 Mitgliedskirchen, das man in den vergangenen Jahrzehnten als großes Geschenk erfahren habe.

In der ökumenischen Bewegung sei man sich so nahe gekommen, dass das Leid des anderen zum eigenen Schmerz geworden sei. „Als ACK in Deutschland denken wir gerade auch an das, was manche der kleineren Kirchen und Gemeinschaften bis hin zur Verfolgung erlitten haben, insbesondere die Kirchen der täuferischen Tradition“, so der Bischof. Gemeinsam bemühe sich die ACK um die Heilung der Erinnerungen. „Und wir sind solidarisch mit den vielen, die auch heute noch um ihres Glaubens willen Angst, Not und Verfolgung erleiden müssen. Viele von ihnen gehören Kirchen unserer Gemeinschaft an, wie etwa die altorientalischen und die orthodoxen Kirchen.“

Bischof Wiesemann rief dazu auf, das Ziel der sichtbaren Einheit der Christen stets im Blick zu behalten. Für die Glaubwürdigkeit des Zeugnisses von der Versöhnung reiche es nicht, ein Nebeneinander der Konfessionen zu leben. Er wünsche sich, so Wiesemann, dass dieser „beeindruckende und tief bewegende Gottesdienst“ erneut alle Christen darin bestärke, dass sie nur versöhnt miteinander glaubwürdige Zeuginnen und Zeugen für Jesus Christus sind.

Grußwort von Bischof Wiesemann im Wortlaut

Mit einem gemeinsamen Buß- und Versöhnungsgottesdienst in der Hildesheimer Michaeliskirche haben die katholische und evangelische Kirche in Deutschland heute eine Umkehr von der Jahrhunderte währenden Geschichte gegenseitiger Verletzungen und Abgrenzung vollzogen. Bei dem Gottesdienst wirkten auch die ACK-Vorstandsmitglieder Bischöfin Rosemarie Wenner und Erzpriester Radu Constantin Miron mit, die die Lesungen übernahmen. Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie Bundestagspräsident Norbert Lammert nahmen als Gäste teil. In dem Gottesdienst dankten die Kirchen zugleich für das 500 Jahre nach der Reformation sichtbar werdende gegenseitige Vertrauen. Weitere Informationen zum Gottesdienst in Hildesheim finden Sie unter www.dbk.de.