Pfingstbotschaft der ÖRK-Präsidentinnen und -Präsidenten zu Einheit in der Vielfalt

Frankfurt am Main / Genf (06.06.2025). Die jährliche Pfingstbotschaft der Präsidentinnen und Präsidenten des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) dreht sich um die Bedeutung der Einheit in der Vielfalt.

Foto: Ivars Kupcis/WCC

Text: Apostelgeschichte 2,1–31; 1. Korinther 2,12–27

Einleitung

In diesem Jahr, in dem alle Kirchen an einem gemeinsamen Datum Ostern feierten und daher auch mit Freude gemeinsam das Pfingstfest feiern, möchten wir, die Präsidentinnen und Präsidenten des Ökumenischen Rates der Kirchen, Sie im Geiste christlicher Liebe und Gemeinschaft begrüßen. Die gemeinsame Begehung dieser Feste stärkt sowohl unser Erleben der christlichen Einheit als auch unsere Entschlossenheit, eine sichtbare Einheit der Kirche zu erhoffen und für sie zu beten.

An Pfingsten feiern wir das Herabkommen des Heiligen Geistes auf die Apostel und die anderen Jünger Jesu Christi, während diese in Jerusalem das Wochenfest feierten. Am Pfingstsonntag feiern wir, wie wir in Apostelgeschichte 2,1–31 lesen können, die Gründung der Kirche. Gottes Heiliger Geist kam nach Christi Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt voller Kraft herab, um ihnen zu ermöglichen, die frohe Botschaft wirksam zu predigen.

Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab. (Apostelgeschichte 2,1–4; LUT)

Das war der Moment, der den Beginn der Mission der christlichen Kirche kennzeichnete – eine Mission, die auch heute noch von demselben Geist angetrieben wird, wie uns das Motto der 11. ÖRK-Vollversammlung in Erinnerung ruft: „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt.“

Einheit und Vielfalt in einem Leib (1. Korinther 12,12–27)

Laut 1. Korinther 12,12–27 hat der Leib Christi (Kirche) viele Glieder und alle Glieder dieses Leibes sind ein Leib in Jesus Christus. Denn wir sind durch einen Geist zu einem Leib getauft – ungeachtet unserer ursprünglichen Kirche, Tradition oder Konfession –; wir wurden alle im selben Geist zu einer Einheit gemacht.

Nun aber sind es viele Glieder, aber der Leib ist einer.
Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben, auf dass im Leib keine Spaltung sei, sondern die Glieder einträchtig füreinander sorgen. Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit.
Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ein Glied.
(1. Korinther 12,20; 12,24–27; LUT)

Lasst uns an diesem Pfingstfest die Vielfalt der Kirche feiern, aber auch die Tatsache, dass Gott, die Heilige Dreifaltigkeit, uns zu einer Einheit machen. Unsere Einheit in Christus wird durch den Heiligen Geist angetrieben, gestärkt und gesegnet und das Erleben des lebendigen Geistes Gottes gibt uns die Kraft, die Einheit –Gottes Gabe – zu suchen. Dies ist das Privileg und die Aufgabe unserer Gemeinschaft im Ökumenischen Rat der Kirchen.

In diesem bemerkenswerten ökumenischen Jahr versammelt sich der ÖRK-Zentralausschuss in der Woche nach Pfingsten in Johannesburg, Südafrika. Vertreterinnen und Vertreter unserer vielfältigen Gemeinschaft werden zusammenkommen und beten, dass der Heilige Geist ihre Versammlung mit Kraft und Segen auf sie, aber auch auf die von Gott so geliebte Welt herabkommen möge.  An der Tagung bietet sich auch die passende Gelegenheit, sich mit dem Motto der Afrikanischen Union „2025: Jahr der Reparationen – Gerechtigkeit für Afrika und Menschen afrikanischer Abstammung durch Reparationen“ in Zusammenarbeit mit CARICOM und mit dem neuen Fokus des Ständigen Forum der UN für Menschen afrikanischer Abstammung auseinanderzusetzen.1 Dies ist ein Aufruf zum Nachdenken, aber auch zu Klarheit, Mut und einer strategischen Neuausrichtung des Diskurses über Reparationen und des Prinzips von Gerechtigkeit durch Reparationen.

Wo auch immer Sie sich befinden und was auch immer Ihre Kirche am stärksten beschäftigt, möge der Heilige Geist Sie mit Trost und Herausforderungen, mit einer Stimme, um die frohe Botschaft zu verkünden, und mit der Hoffnung auf Einheit segnen.

Allmächtiger Gott,
reg uns mit Deinem Heiligen Geist an.
Erfülle unsere Herzen mit Leidenschaft für das Evangelium
und der Sehnsucht nach Einheit,
so dass der Heilige Geist durch Deine Kirche
Deine Mission erfülle
und alle, die das Wort hören
sich zu dir hingezogen fühlen
durch Jesus Christus,
unseren Herrn und Erlöser. Amen.

Die Präsidentinnen und Präsidenten des Ökumenischen Rates der Kirchen

S. H. ARAM I, Katholikos der Armenischen Apostolischen Kirche (Kilikien)
Pastorin Dr. Susan DURBER, Vereinigte Reformierte Kirche
Pastorin Dr. Henriette HUTABARAT-LEBANG, Kirche von Toraja
Pastor Dr. Rufus Okikiola OSITELU, Kirche des Herrn (Gebetsgemeinschaft) in aller Welt
Rev. François PIHAATAE, Evangelische Kirche der Maòhi
Pastorin Dr. Angélique WALKER-SMITH, Nationaler Baptistenbund USA
Pastor Philip WRIGHT, Kirche in der Provinz Westindien
S. E. Metropolit Dr. VASILIOS VON KONSTANTIA UND AMMOCHOSTOS, Kirche von Zypern

1https://au.int/en/slides/20250313/2025-theme-year-2025-year-reparations-justice-africans-people-african-descent(Stand 22. Mai 2025). https://caricom.org/caricom-african-union-is-an-essential-alliance-for-realising-the-reparations-claim-dr-hilary-brown/