Ungebrochenes Interesse am ersten Glaubensbekenntnis der Christenheit und Empfehlung, es viel häufiger im Gottesdienst zu beten

Frankfurt am Main (10.03.2025). Ein durchweg positives Resümee zogen die Veranstalter der Fachtagung zum Ersten Ökumenischen Konzil von Nizäa in Frankfurt am Main, die auch international Beachtung fand. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler tauschten sich drei Tage in Frankfurt über Aspekte und Erkenntnisse rund um das Erste Ökumenische Konzil, das vor 1700 Jahren in der türkischen Seestadt Nizäa stattgefunden hat, aus. Die Tagung wurde vom Deutschen Ökumenischen Studienausschuss (DÖSTA) der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) in Kooperation mit der Evangelischen und Katholischen Akademie in Frankfurt veranstaltet. Bundesweit nehmen Wissenschaftler und Vertreter der unterschiedlichen Kirchen ein überwältigendes Interesse an Veranstaltungen anlässlich des 1700-jährigen Jubiläums wahr. Bei diesen wird die Aktualität und Praxisrelevanz der Konzilsthemen für die heutige Zeit immer wieder unterstrichen.

„Das große Credo schafft seit 1700 Jahren Verbindung zwischen den Christinnen und Christen der verschiedenen Epochen, Traditionen und Kulturen. Das ist eine wunderbare Erfahrung“, hob Julia Knop, Vorsitzende des DÖSTA, hervor. „Es markiert zugleich Grenzen von Anfang an“, zielt die Erfurter Theologieprofessorin auf den Bekenntnischarakter der Ergebnisse des Konzils ab: „Die Fraglichkeit Gottes wurde in Nicäa mit einer Definition beantwortet, der vielstimmige zeitgenössische Diskurs in eine komplexe und paradoxe Formel überführt. Einheit im Glauben sollte nun auch sprachlich eindeutig fassbar sein. Das Jubiläum ist darum Grund zur Freude – und Anlass zu besonderer Aufmerksamkeit.“ 

Knop ist die Begeisterung über den Erfolg der Veranstaltung anzusehen. An allen drei Veranstaltungstagen reichten die Kapazitäten der Räumlichkeiten in der Katholischen und der Evangelischen Akademie nicht aus, so dass teilweise auf den digitalen Bereich ausgewichen werden musste: „Ein 1700 Jahre alter, schwer verständlicher Text – und so viele Interessierte aus so vielen verschiedenen Konfessionen sind gekommen. Großartig!“

Ähnlich euphorisch äußerte sich Knops Kollegin aus Münster und ebenfalls Vorsitzende des DÖSTA, die orthodoxe Religionspädagogin Yauheniya Danilovich: „Die Metapher des Erbes hat mich durch diese Tagung begleitet.“ Danilovich sieht das große Potential, welches in den Erkenntnissen von Nizäa steckt: „Das Jubiläumsjahr lädt dazu ein, sich mit dem Erbe von Nizäa zu befassen, sich dazu zu positionieren und über die Bedeutung dieses Erbes in heutigen kirchlichen und gesellschaftlichen Realitäten nachzudenken.“ 

Insofern hört für Danilovich mit dem Ende der Veranstaltung auch nicht das Fragen auf: „Es stellen sich viele Fragen, die sowohl aus jeweiligen konfessionellen Perspektiven als auch im Kontext der multilateralen Ökumene anzugehen sind: Wie verhalten wir uns zu diesem Erbe? Was bewahren wir davon und warum? Was ist in heutigen Kontexten schwierig weiter zu tragen? Was bleibt für uns wertvoll?“

Der ZDF-Redakteur und Moderator bei PHOENIX, Michael Sahr, führte am Freitagabend durch eine angeregte Podiumsdiskussion mit Repräsentanten unterschiedlicher Kirchen und Konfessionen zu der Frage, wie Entscheidungsfindungsprozesse in Kirche und Gesellschaft heutzutage aussehen. 

„Konzile sind Versammlungen, an deren Ende belastbare und praxistaugliche Entscheidungen für künftiges Handeln stehen“, zeigte sich Sahr beeindruckt von der Diskussion. „Jeder argumentiert und am Ende steht ein Konsens. Davon kann man viel lernen. Das ist gerade in diesen politisch turbulenten Zeiten hochaktuell.“ 

Diese Aktualität hob auch der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef in seinem Grußwort hervor: „Die Geschichte des Christentums zeigt uns, dass Einheit kein einmal erreichter Zustand ist, sondern immer wieder aufs Neue ausgehandelt und gepflegt werden muss. […] Wir leben in einer Zeit, in der Auseinandersetzungen in unserer Gesellschaft an Schärfe zunehmen. Auch wir leben in einer Zeit, in der es darauf ankommt, das Verbindende zu suchen. Dabei kann der Geist der Ökumene uns ein Vorbild sein: Unterschiede nicht zu leugnen, aber nicht vornean zu stellen.“ So rief der Frankfurter Oberbürgermeister dazu auf: „Lassen Sie uns den Geist von Nizäa weitertragen und die Impulse in die Gegenwart überführen – einen Geist der Verständigung, des Zuhörens und des Miteinanders. Denn die Botschaft der Ökumene reicht weit über kirchliche Grenzen hinaus: Sie ist ein Aufruf zu Frieden und Versöhnung in einer Welt, die diese Werte mehr denn je braucht.“

Und mit einem positiven Fazit schloss auch der Vorsitzende der ACK, Erzpriester Radu Constantin Miron, in dem er die eigens für das Jubiläumsjahr angefertigte Nizäa-Ikone noch einmal in den Blick nahm: „Ich war am Anfang skeptisch, ob das so zusammenpasst. Aber die dauerhafte Präsenz der Ikone im Raum hat verändert!“ Der orthodoxe Erzpriester drückte aus, was viele Teilnehmer des Symposions ähnlich wahrnahmen: „Wir sind ein Teil von Nizäa geworden und kamen in Kontakt mit den Konzilsvätern, die damals über Grundlagen des christlichen Glaubens rangen. Diese Verbundenheit nehmen wir mit in unseren Alltag und in unsere Gemeinden. Es wird immer dann aufleuchten, wenn wir gemeinsam die Worte des Konzils von Nizäa sprechen, die uns in dem Bekenntnis von Nizäa-Konstantinopel überliefert sind. Deswegen sollten dieses Ökumenische Bekenntnis möglichst häufig in unseren Gottesdiensten gesprochen werden.“

Noch das ganze Jahr 2025 finden weltweit Veranstaltungen anlässlich des Jubiläums statt. Die ACK hat die Veranstaltungen für den deutschsprachigen Raum gesammelt und stellt diese mit Materialien für die Gemeindearbeit auf ihrer Homepage kostenlos zur Verfügung: www.oekumene-ack.de/nizaea2025 

Grußwort Miron

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