ACK verurteilt Terror und Gewalt im Namen der Religion

Prof. Dr. Heiner Bielefeldt erläuterte weltweite Verletzungen der Religionsfreiheit

(02.10.2014) „Gewalt und Terror im Namen der Religion ist durch nichts zu rechtfertigen“, heißt es in einer Erklärung, die durch die Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Magdeburg verabschiedet wurde. Die Delegierten der ACK riefen zudem ihre Mitgliedskirchen dazu auf, sich für eine menschenwürdige Behandlung von Flüchtlingen einzusetzen. Außerdem bittet die ACK mit einer Erklärung, das 100jährige Gedenken des Völkermordes an den Armeniern im Jahr 2015 mit Gottesdiensten und Gebeten zu begehen.  

In allen Regionen der Welt werde die Religionsfreiheit verletzt, berichtete Professor Heiner Bielefeldt (Erlangen/Genf), Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, der Mitgliederversammlung. Ursachen dafür seien staatliche Kontrolle, eine durch den Staat vertretene Ideologie oder Religion und das zunehmende Versagen von Staaten, die durch Krisen und Kriege zerfallen, zeigte Bielefeldt an Beispielen wie dem Irak und Syrien, aber auch Vietnam, Eritrea und dem Iran. Neben der schrecklichen Gewalt und den erkennbaren strafrechtlichen Repressionen seien es in vielen Staaten vor allem administrative Schikanen, mit denen die Ausübung und das Bekenntnis zu Religionen behindert würden. „Und diese sind sehr schwer durch Menschrechtsorganisationen zu sanktionieren“, sagte Bielefeldt. „Religionsfreiheit ist Bestandteil der internationalen Wertegemeinschaft“, so Bielefeldt. Es sei ein Menschenrecht, das allen Menschen garantiert werden müsse. Dazu sollten sich die verschiedenen Organisationen besser vernetzen und die politische Lobbyarbeit optimieren. Mit klaren sowie differenzierten Stellungnahmen sei auf Verletzungen der Religionsfreiheit hinzuweisen. Die Delegierten betonten den hohen Stellenwert der Religionsfreiheit und unterstrichen den notwendigen Einsatz für verfolgte und bedrängte Christen sowie religiöse Minderheiten, bei dem die ACK sich weiter engagieren will. Sie verabschiedete eine Erklärung gegen Terror und Gewalt im Namen der Religion.

 

Erklärung gegen Terror und Gewalt im Namen der Religion

Darin zeigt sich die ACK entsetzt über die Zahl von Menschen, die aus religiösen Gründen getötet, bedrängt oder aus ihrer Heimat vertrieben werden. „Gemeinsam mit Menschen anderer Religionen setzen wir uns mit Projekten und Einzelinitiativen für eine friedliche Gesellschaft ein, in der das Menschenrecht auf Religionsfreiheit garantiert ist“, heißt es in der Erklärung weiter. Die ACK dankt darin allen, die sich mit „großem Einsatz dafür engagieren, Flüchtlinge in unserem Land willkommen zu heißen und ihnen Perspektiven für ein Leben in Ruhe und Sicherheit zu geben“. Sie bittet ihre Mitgliedskirchen, weiterhin Zeichen der Solidarität und des Friedens zu setzen und die Aufnahme und menschenwürdige Behandlung von Flüchtlingen nach ihren Kräften und Möglichkeiten zu unterstützen.

 

100 Jahre Völkermord an den Armeniern

Im Jahr 2015 wird der 100. Jahrestag des Völkermordes an den Armeniern durch das Osmanische Reich begangen. Aus diesem Grund verabschiedete die Mitgliederversammlung eine Erklärung. „Selbst nach nahezu einem Jahrhundert hat dieses Geschehen nicht nur erhebliche Auswirkungen auf das armenische Volk, sondern auch auf die internationale Gemeinschaft“, heißt es in der Erklärung. Auch wenn es kaum noch Überlebende gebe, bleibe die Frage der Anerkennung von Leid und Unrecht weiterhin aktuell. Die ACK ermutigt ihre Mitgliedskirchen und Gemeinden dazu, dieses Gedenken mit Gebeten und Gottesdiensten zu begehen. Als Termin empfiehlt sie zusammen mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen den 24. April 2015, an dem in den einzelnen Kirchen zum Gebet eingeladen werden soll.

 

Konsequenzen aus der Vollversammlung des ÖRK

Auf einem Studientag beschäftigte sich die Mitgliederversammlung mit der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) 2013 in Busan. Bischof Martin Hein (Kassel), Mitglied im Vorstand der ACK sowie im Zentralausschuss des ÖRK, plädierte für mehr Verbindlichkeit in der ökumenischen Bewegung. Die Vollversammlung des ÖRK in Busan habe nochmals ausdrücklich das Ziel der sichtbaren Einheit der Kirchen betont und die Kirchen dazu aufgerufen, sich gegenseitig an dieses Ziel zu erinnern. „Ich verstehe die Dokumente und Ergebnisse der Vollversammlung als Startschuss für einen Weg, den wir nun gemeinsam anpacken“, sagte Bischof Hein. Der katholische Theologe Johannes Oeldemann, Direktor im Johann-Adam-Möhler-Institut in Paderborn, rief dazu auf, die Dokumente der Vollversammlung vor allem auch an die kirchliche Basis zu bringen. „Vielen sind die bereits erreichten Übereinstimmungen nicht bekannt“, sagte Oeldemann. Georgis Vlantis, orthodoxer Theologe aus München und Mitglied der Vorbereitungsgruppe für die Gottesdienste in Busan, erinnerte an die notwendigen theologischen Klärungen, die auch noch nach der Vollversammlung notwendig seien. Akademische Theologie und kirchliche Praxis dürften nicht auseinanderklaffen.

Die Delegierten sprachen sich dafür aus, an der Basis das ökumenische Lernen zu unterstützen und die Anstöße der Vollversammlung aufzunehmen. Eine Chance sei der „Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens“, den der ÖRK ausgerufen hat. Die ACK begreife sich selbst als eine Gemeinschaft, die auf einer „Pilgerreise“ zur Einheit der Kirche sei. Sie will das Programm des „Pilgerwegs“ des ÖRK mit ihren Möglichkeiten unterstützen und umsetzen. Dazu will sie Dokumente und Material zur Verfügung stellen, mit dem in Gemeinden Dokumente und Themen des ÖRK erschlossen werden können. Leitfrage dabei soll sein, wie der vom ÖRK ausgerufene Pilgerweg in der eigenen Situation das Engagement für Frieden und Gerechtigkeit sowie für die Einheit der Kirche unterstützen und inspirieren kann.

 

Die Mitgliederversammlung ist das oberste, beschlussfassende Leitungsorgan der ACK. Sie besteht aus den 47 Delegierten der Mitglieder, Gastmitglieder sowie ständigen Beobachter, die von den Kirchen für die Dauer von fünf Jahren benannt werden. Die Mitglieder-versammlung der ACK tagt in der Regel zweimal jährlich, im Frühjahr und im Herbst.

 

Material:

Erklärung gegen Terror und Gewalt im Namen der Religion

Erklärung zu 100 Jahre Genozid an den Armeniern