Den Schatz der Bibel teilen

(19.08.13) „Den Schatz der Bibel teilen.“ Unter diesem Motto pilgerten am vergangenen Freitag leitende Kirchenvertreter gemeinsam auf einem ökumenischen Pilgerweg durch die Lutherstadt Wittenberg. Die ACK Sachsen-Anhalt unter dem Vorsitz von Kirchenrat Jürgen Dittrich hatte den 500. „Geburtstag“ des Beginns der Psalmenvorlesung Martin Luthers zum Anlass genommen, um auf diese Weise sichtbar zu machen, dass der christliche Glaube und das Kirchesein sich bei allen christlichen Kirchen an der Heiligen Schrift entzündet und ausrichtet.

In vier Stationen wurden unterschiedliche konfessionelle Zugänge zum Psalm 84 erlebt. „Freude am Haus Gottes“ – so ist dieser Psalm in der Lutherbibel überschrieben. „Wie lieb sind mir deine Wohnungen, Herr, mein Gott! Meine Seele verlangt und sehnt sich nach deinen Vorhöfen.“ Mit dieser Sehnsucht nach dem Haus – und damit nach der Gegenwart Gottes – beginnt dieser Psalm. Er endet mit einem Wort des Vertrauens: „Wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt.“

An den unterschiedlichen Stationen wurden die „kirchenleitenden Pilger“ mit der etwa hundertköpfigen Pilgerschar in aktuelle konfessionelle Zugänge mit hineingenommen. In der baptistischen Hoffnungskirche legte Pastorin Brigitte Neumeister den Psalm durch Lieder aus, die teils von der Pilgergruppe gesungen wurden, wie das von Manfred Siebald „In deinem Haus bin ich gerne, Vater“ , aber auch von ihr solistisch dargeboten wurden.

In der katholischen Kirche St. Marien verjüngte sich die Pilgerschar durch eine große Kindergartengruppe, mit der und für die Pfarrer Markus Lorek der Frage nachging, ob das denn so stimmt, dass wir Menschen uns immer nach dem Haus Gottes sehnen und welche Sehnsüchte denn diese Sehnsucht manchmal auch so überlagern können, dass die Sehnsucht nach der Gegenwart Gottes in unserem Herzen gar keinen Platz mehr hat.

In der evangelisch-lutherischen Stadtkirche unterstrich Pfarrerin Dr. Kristin Jahn in ihrer Predigt, dass es weder im Psalm noch in der Gegenwart um das äußere Bauwerk geht, in dem Gott zu suchen und zu finden ist, sondern dass es darum geht, dass der gekreuzigte und auferstandene Christus uns heute nahe ist und unter uns und mit uns sein Reich aufrichtet.

Schließlich wurden die Pilger in der Schlosskirche Wittenbergs von der armenisch-apostolischen Kirche durch ihren Bischof, Dr. Anuschavan Zhamkochyan in einen Teil der armenischen Liturgie mit hineingenommen. Durch die äußeren Zeichen Weihrauch und Verbeugungen wurde den Pilgern eindrücklich vor Augen geführt, welche Hochschätzung die Bibel als das lebendige Wort Gottes in der orthodoxen Tradition jedes Mal neu erfährt. Auf Armenisch gesungen und gebetet wurden u.a. Worte aus dem 10. Kapitel des Johannesevangeliums: „Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirte gibt sein Leben für die Schafe.“

Der Vorsitzende der ACK Deutschland, der Bischof des Bistums Speyer, Dr. Karl-Heinz Wiesemann segnete am Ende des Weges die Pilger, wie er sie zu Beginn in der baptistischen Hoffnungskirche begrüßt hatte. Bei einem kleinen Imbiss wurden im Anschluss nicht nur Leib und Seele, sondern auch die Gemeinschaft untereinander gestärkt. Den Abschluss fand der Pilgerweg schließlich nach etwa drei Stunden im Luthergarten Wittenbergs, wo noch einmal vom „Rest der Pilgerschar“ das Taizé-Lied angestimmt wurde, das den Pilgerweg innerlich und äußerlich geprägt hat: „Ubi caritas et amor deus ibi est.“

Am Ende nicht nur ein persönliches Fazit: Es hat sich gelohnt, nach Wittenberg zu kommen und sich mit anderen auf diesen Pilgerweg zu begeben, weil in der geistlichen Weggemeinschaft die Wirklichkeit Gottes erfahren und miteinander geteilt und gefeiert wurde: „Ubi caritas et amor deus ibi est.“ Einen herzlichen Dank an die ACK Sachsen-Anhalt für dieses ermutigende Beispiel, sich ökumenisch auf einen Pilgerweg zu begeben.

Als Liturginnen und Liturgen, aber auch als Pilger haben diesen Pilgerweg gestaltet und geprägt:

Ministerpräsident a.D. Dr. Günther Beckstein, Schirmherr Lutherweg Bayern

Bischof Anba Damian, Koptisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland

Oberkirchenrat Norbert Denecke, Deutsches Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes

Kirchenrat Jürgen Dittrich, ACK Sachsen-Anhalt

Weihbischof Dr. Reinhard Hauke, Bistum Erfurt

Pfarrerin Dr. Kristin Jahn, Stadtkirchengemeinde Wittenberg

Landesbischöfin Ilse Junkermann, Evangelische Kirche in Mitteldeutschland

Propst Siegfried Kasparick, Evangelische Kirche in Mitteldeutschland

Bischof i.R. Dr. Walter Klaiber, Evangelisch-methodistische Kirche

Oberkirchenrat Martin Lerchner, Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens

Pfarrer Markus Lorek, Pfarrei St. Marien Wittenberg

Pastorin Brigitte Neumeister, Evangelisch-freikirchliche Gemeinde Wittenberg

Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler, Schirmherr Lutherweg Sachsen

Kirchenpräsident Jann Schmidt, Evangelisch-reformierte Kirche

Weihbischof Dr. Nikolaus Schwertfeger, Bistum Hildesheim

Archimandrit Emmanuel Sfiatkos, Orthodoxe Bischofskonferenz

Generalvikar Raimund Sternal, Bistum Magdeburg

Generalsekretär Pastor Christoph Stiba, Bund Evangelisch-freikirchlicher Gemeinden in Deutschland

Bischof Hans-Jörg Voigt, Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche

Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, Vorsitzender der ACK Deutschland / Bistum Speyer

Bischof Dr. Anuschawan Zhamkochyan, Armenisch-Apostolische Kirche, Jerewan/Armenien