Digitales Vorbereitungstreffen zur ÖRK-Vollversammlung mit 230 Teilnehmenden

(25.01.2022). Am 31. August beginnt in Karlsruhe die neuntägige 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK). Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) und das Koordinierungsbüro in Karlsruhe luden zu einem digitalen Vorbereitungstreffen ein. 230 Ökumene-Interessierte bekamen einen Überblick über Themen und Formate der Vollversammlung.

„Die 11. ÖRK-Vollversammlung soll in Präsenz stattfinden“, stellte Marc Witzenbacher, Leiter des Koordinierungsbüros, klar. „Rein digital wäre schon laut Satzung nicht möglich.“ Es gebe drei Szenarien mit 4500, 3000 und 1900 Dauerteilnehmern und jeweils etwa 2000 Tagesgästen. Sie tagen im Kongresszentrum Karlsruhe und an vielen weiteren Orten im Stadtzentrum. Es gibt ein vielfältiges spirituelles, gesellschaftspolitisches und kulturelles Programm. Am Wochenende führen 60 Exkursionen bis nach Straßburg, Basel, Frankfurt, Stuttgart und Ulm. Vorab gibt es eine fünftägige internationale Jugendbegegnung und eine Reihe von Vorkonferenzen der Frauen, der Indigenen sowie von Menschen mit Behinderung.

Die Vollversammlung steht unter dem Motto „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“. Im Mittelpunkt stünden Begegnungsgeschichten aus den Evangelien, sagte Simone Sinn, Dozentin am Ökumenischen Institut des ÖRK in Bossey bei Genf. „Die Liebe Christi ist radikal und kreativ. Sie geht aufs Ganze, weil es um alle und alles geht. Sie drängt uns, die Situation der Welt in den Blick zu nehmen.“ Damit komme „in einer verkanteten und verkorksten Welt“ eine Dynamik in Gang. „Da geschieht Empowerment, da kommen Menschen wieder auf die Füße. Mit diesen biblischen Texten analysieren wir, was los ist in der Welt, diskutieren über Klimanotstand und sozial-ökologische Transformation, fragen nach echter demokratischer Partizipation angesichts autoritärer Regime, hören von Friedensinitiativen.“

Der Hamburger Professor Fernando Enns vertritt die mennonitischen Kirchen im ÖRK-Zentralausschuss und ist Mitglied der ÖRK-Referenzgruppe zum Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens. Er beschrieb die Vorbereitung der Vollversammlung als siebenjährigen Pilgerweg, der die Referenzgruppe nach Israel, Nigeria, Kolumbien, Thailand, auf die Fidschi-Inseln, nach Kanada und an viele weitere Orte führte. Immer wieder seien auf der Reise dieselben vier Schlüsselthemen aufgetaucht: Wahrheit und Trauma, Land und Vertreibung, Gendergerechtigkeit sowie Rassismus. Wie könne der Pilgerweg nach der Vollversammlung weitergehen? „Im Aussprechen der Wahrheit, um Traumata zu heilen, im Beenden der Verletzung von Land- und Wasserrechten, um Vertreibung und erzwungene Migration zu beenden, in der Überwindung der Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern, und zwar zuerst innerhalb der Kirchen, und im Beenden des Rassismus und der weißen Privilegien.“

Elisabeth Krause-Vilmar, Pfarrerin in Bad Vilbel, ist ebenfalls Mitglied im ÖRK-Zentralausschuss. Sie berichtete aus dem 20-köpfigen Gottesdienstteam. Die Gottesdienste und Gebete in Karlsruhe sollen sehr musikalisch sein und Menschen in Bewegung bringen, bis hin zum Tanz. Bibeltexte wie die Begegnung von Jesus mit dem korrupten Zöllner Zachäus seien „nicht romantisch“. „Sie sind radikal und führen zur Veränderung und zum Mitgefühl.“

Dietrich Werner, Leiter der ökumenisch-theologischen Grundsatzarbeit bei Brot für die Welt in Berlin, stellte neun internationale Herausforderungen der Vollversammlung vor. Manche seien planbar, andere nicht. In Folge von Covid-19 sei ein ganzes Jahrzehnt an globaler Armutsbekämpfung zunichte gemacht worden, über 500 Millionen Menschen drohe erneut extreme Armut. Werner wünscht sich die Kirche als „Avantgarde der ökologischen Transformation“. Ein eskalierender Ukraine-Konflikt könne auch zu großen Spannungen innerhalb der ökumenischen Bewegung führen.

Projekte vor Ort wecken ab sofort landesweit die Vorfreude auf die Vollversammlung. Dazu gehören die Pilgerweg-App der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und ein Pilgerweg von Westfalen nach Karlsruhe. Bei diesem legt ein Pilgerstab den gesamten Weg zurück. Anklänge ans olympische Feuer sind mehr als Zufall. „Wir haben hier die kirchliche Olympiade vor uns“, sagte ein Teilnehmer des Vorbereitungstreffens.