Drei Fragen an Margot Käßmann

(Foto: Monika Lawrenz)

Welche ökumenischen Dimensionen und (ungenutzte) Chancen sehen Sie in der Friedensdekade?

Käßmann: Zum einen bin ich überzeugt, dass die Dekade aktuell bleiben wird – leider. Wir können über konfessionelle Grenzen hinweg für Frieden und Gerechtigkeit eintreten, das ist die eine Dimension. Die andere besteht darin, sich über nationale, ethnische und kulturelle Grenzen hinweg zu vernetzen.

Die Ökumenische FriedensDekade war traditionell eher in den Kirchengemeinden in den östlichen Bundesländern verankert. Welche Bedeutung hat die Ökumenische FriedensDekade in einem vereinten Deutschland nach dem Wegfall der Bedrohung durch den Kalten Krieg?

Käßmann: Die Dekade hat nichts von ihrer Bedeutung verloren. Das Thema Menschenwürde in diesem Jahr ist hochaktuell, etwa wenn wir an Flüchtlinge in unserem Land denken. Und die Kampagne gegen Rüstungsexporte, die mit der Dekade verknüpft ist, zeigt, wie wichtig es ist, als Kirchen gemeinsam Themen auf die Tagesordnung zu setzen.

Welche Erfahrungen haben Sie selbst in Ihren früheren Positionen mit der Ökumenischen FriedensDekade gemacht, und wo begegnet sie Ihnen heute?

Käßmann: Der Dekade bin ich natürlich in Kirchentagszeiten begegnet. Aber auch als Landesbischöfin habe ich beispielsweise jeweils am Buß- und Bettag einen Gottesdienst zur Dekade mit Fritz Baltruweit und Gruppen aus dem konziliaren Prozess in der Marktkirche Hannover gestaltet.

 

Hintergrund: Der Anstoß für die Tradition der Ökumenischen FriedensDekaden, jeweils in den zehn Tagen vor dem Buß- und Bettag im November, kam aus den Niederlanden. 1980 wurde in Ostdeutschland erstmalig die Ökumenische FriedensDekade begangen. Zeitgleich entstanden in Westdeutschland die so genannten Friedenswochen. Ab 1993 wird die Ökumenische FriedensDekade, getragen von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland und der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) in einem Gesprächsforum gemeinsam durchgeführt. Die diesjährige Kampagne findet vom 11. bis 21. November 2012 statt und steht unter dem Motto "Mutig für Menschenwürde".

Dr. Margot Käßmann ist Schirmherrin der Ökumenischen FriedensDekade. Sie ist liturgisch beteiligt am zentralen ökumenischen Gottesdienst zur Eröffnung der bundesweiten Ökumenischen Friedensdekade am 9. November um 18 Uhr in der Kapelle des Ökumenischen Forums HafenCity in Hamburg. Die ehemalige Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Hannover ist Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland für das Reformationsgedenken 2017.