Freikirchliche Orientierungshilfe für das Zusammenleben mit Muslimen erschienen

Der Bund Freier evangelischer Gemeinden hat eine Orientierungshilfe zum Zusammenleben mit Muslimen veröffentlicht, Foto: BFeG

Der Bund Freier evangelischer Gemeinden hat eine Orientierungshilfe zum Zusammenleben mit Muslimen veröffentlicht, Foto: BFeG

(24.03.2016) „Dem Eigenen treu und offen für den Anderen“: Der Bund Freier evangelischer Gemeinden (BFeG) hat unter diesem Titel eine Orientierungshilfe für das Zusammenleben mit Muslimen veröffentlicht.

„Muslime gehören zu Deutschland.“ Mit dem ersten Satz benennen die Herausgeber den Anlass und den Rahmen für diese freikirchliche Orientierungshilfe. In die eigene Kirche hinein gesprochen fordert dieser Satz dazu auf, sich mit dieser Wirklichkeit auseinander zu setzen, wenn man als Kirche oder Kirchenmitglied am gesellschaftlichen Diskurs teilhaben will – oder wenn das eigene Glaubenszeugnis in das Gespräch mit Muslime einfließen soll. Dazu ermutigt die Orientierungshilfe. Der Ton, mit dem die Orientierungshilfe geschrieben ist, ist durchgehend wertschätzend und differenziert, wenn sie über Muslime und ihren Glauben spricht oder wo sie Muslime selbst zu Wort kommen lässt.

Die 64 Seiten umfassende Orientierungshilfe gliedert sich nach einer Einleitung in vier Teile von unterschiedlicher Länge. Kapitel zwei entfaltet unter der Überschrift „Biblisch-Theologische Leitlinien“ die Punkte: Wahrhaftig Nächsten- und Fremdenliebe üben, Missionarisch Zeugnis geben, mit respektvollem Dialog friedliches Zusammenleben stärken, für volle Religionsfreiheit eintreten. Ins Auge fällt bei dieser freikirchlichen Orientierungshilfe, dass sie neben der biblischen Begründung mit einem religionstheologischen Ansatz argumentiert, der die Religionen im Welt- und Geschichtshandeln Gottes verortet. Sie kommt so zu dem Schluss: „Wer so denkt, der kann andere Religionen im Licht des biblischen Glaubens als Teil des erhaltenden Weltwirkens des dreieinen Gottes erfassen. Gott hat den Menschen die Religionen gegeben, „damit sie Gott suchen sollten, ob sie ihn wohl fühlen und finden möchten“ (Apg.17, 27a).“ (S.11)

Informativ und differenziert liest sich das dritte Kapitel: „Der Islam, Muslime in Deutschland und ihre Lebenswelten“. Schon die Länge dieses Kapitels macht deutlich, dass die Autoren davon überzeugt sind: wer mit Muslimen auf Augenhöhe ins Gespräch kommen will, der sollte sich Grundkenntnisse über den Islam und den Glauben von Muslimen in Deutschland aneignen. Die Orientierungshilfe bietet an dieser Stelle einen ersten Ansatz und differenzierten Überblick, wenn sie nach einem ersten Gliederungspunkt „Grundlagen des Islam“ gleich in einem zweiten Punkt „Die Aufsplitterung der islamischen Gesellschaft und die Vielfalt der Muslime“ skizziert. Die kenntnisreiche Differenzierung des Islams und der Muslime ermöglicht ein sachliches Aufgreifen des Themas „Islam und Gewalt (3.4)“. Auch wenn die Autoren schreiben: „In weit größerem Ausmaß als andere Weltreligion ebnet derzeit der Islam jeglicher Grausamkeit den Weg“, heißt es gleich in den nächsten Sätzen: „Er führt dabei einen Krieg vor allem gegen sich selbst. Denn die meisten Opfer im Namen Allahs sind Muslime (S.34).“ Differenzierung hilft, den Islam in seinen unterschiedlichen Facetten wahrzunehmen und hilft, zwischen gewaltbereiten Islamisten und den Muslimen und muslimischen Organisationen (3.5) zu unterscheiden, die sich zunehmend darum bemühen, unsere Gesellschaft mitzugestalten (3.6). Das Kapitel endet mit einem Abschnitt, indem Muslime einen kritischen aber durchaus wohlwollenden Blick auf die Christen und das Christentum werfen (3.7).

Im vierten Kapitel „Standpunkte und Empfehlungen“ unterscheidet die Orientierungshilfe drei Ebenen, auf denen sich Muslime und Christen begegnen: die persönliche, die gemeindliche und die gesellschaftliche. Für alle Ebenen werden Beispiele und Empfehlungen genannt, die zu einem gelingenden Miteinander verhelfen können, ohne dass einer der Partner sich selbst und seinen Glauben verbergen muss.

Schließlich werden im fünften Kapitel „Modelle und Erfahrungen Freier evangelischer Gemeinden und ihrer Mitglieder“ skizziert, in denen interreligiöser Austausch und Begegnungen gelungen sind oder wo sie zwangsläufig stattfinden und deshalb offen und wertschätzend gestaltet werden sollten.

Die Orientierungshilfe schließt mit einer Literaturempfehlung, die das Spektrum der Evangelischen Allianz bis zu Texten der EKD und der VELKD umfasst. Sie eignet sich als guter Einstieg und Leitfaden für einzelne Christen und Gemeindegruppen, die an wertschätzender Begegnung mit Muslimen und Moschee Gemeinden interessiert sind.

Erarbeitet wurde diese Orientierungshilfe vom Gesprächskreis für soziale Fragen im Bund Freier evangelischer Gemeinden K.d.ö.R. Zu beziehen ist sie beim Bundessekretär des BFeG, Burkhard Theis, Jahnstraße 53, 35716 Dietzhölztal, Email: Burkhard.theis@feg.de und kostet je nach Stückzahl zwischen 40 Cent und einem Euro.

Orientierungshilfe "Dem Eigenen treu und offen für den anderen"

Text: Bernd Densky