Ökumene nach 2017: Mitgliederversammlung der ACK zog Bilanz

Studientag Referenten

Die Referenten des Studientages Barbara Hallensleben, Martin Illert und Georgios Vlantis sowie die ACK-Vorstandsmitglieder Rosemarie Wenner und Martin Hein (v.r.n.l.), Foto: ACK

(15.03.2018) Nach dem Reformationsjubiläum im Jahr 2017 gibt es eine neue Qualität der Ökumene in Deutschland. Davon sind die Delegierten der Kirchen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) überzeugt. Das Jahr 2017 habe die Einheit bestärkt und sei zur ökumenischen Chance geworden. In einem Wort zur „Ökumene nach 2017“ hat die Mitgliederversammlung auf ihrer Tagung in Mainz eine positive Bilanz des Reformationsjubiläums gezogen und weitere konkrete Schritte angemahnt. Auch die Orthodoxe Kirche habe sich deutlich für die Ökumene ausgesprochen, wie auf einem Studienhalbtag der Mitgliederversammlung zum Heiligen und Großen Konzil der Orthodoxen Kirche 2016 auf Kreta deutlich wurde.  

2017 sei ein gutes Jahr für die Ökumene gewesen. „Das Reformationsgedenken hat alle Kirchen gemeinsam auf Jesus Christus als den Ursprung unseres Glaubens ausgerichtet. Nicht die Spaltung der Kirchen wurde gefeiert, sondern der gemeinsame Glaube an Jesus Christus, den die Reformatoren auf der Grundlage der biblischen Schriften neu belebt haben“, heißt es in dem Wort „Ökumene nach 2017“, das die Delegierten verabschiedet haben. Die Delegierten begrüßen darin die Annäherung zwischen der evangelischen Kirche und der römisch-katholischen Kirche, wünschen sich aber ein noch stärkeres Miteinander aller christlichen Kirchen in Deutschland. Es gelte nun, weitere Schritte auf dem Weg zur sichtbaren Einheit der Kirchen zu gehen. Dabei sei es besonders wichtig, dass für die Gläubigen aller Kirchen konkrete ökumenische Fortschritte spürbar werden. „In besonderer Weise sind dabei die konfessionsverbindenden Ehen und Familien in unseren Mitgliedskirchen in den Blick zu nehmen“, heißt es in dem Wort. Die in der ACK miteinander verbundenen Kirchen wollen sich in den kommenden Jahren den ökumenischen Aufgaben gemeinsam und mit neuem Mut stellen. Die Mitgliederversammlung will sich insbesondere der Frage annehmen, was unter „sichtbarer Einheit der Kirche“ zu verstehen ist und auf welchen Wegen sie erreicht werden kann.  

Konzil der Orthodoxen Kirche: Bekenntnis zur Ökumene

Auf dem Heiligen und Großen Konzil hat die Orthodoxe Kirche sich einmütig zum ökumenischen Dialog bekannt, wie der orthodoxe Theologe und Geschäftsführer der ACK in Bayern Georgios Vlantis in einem Überblick über die Ergebnisse des Konzils in ökumenischer Perspektive darlegte. Der ökumenische Patriarch Bartholomaios habe zudem die Beteiligung der Orthodoxen Kirche in der ökumenischen Bewegung in Deutschland bestärkt. Barbara Hallensleben, katholische Theologieprofessorin und Leiterin des Ökumenischen Instituts an der Universität Fribourg/Schweiz, betonte, dass der Schwerpunkt der Dokumente des Konzils auf die Gemeinsamkeit und nicht auf die theologischen Unterschiede der Kirchen gelegt worden sei. Martin Illert, Referent für Orthodoxie im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland und außerplanmäßiger Professor am Seminar für Ostkirchenkunde der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, warnte davor, die Ergebnisse des Konzils zu sehr aus der eigenen konfessionellen Perspektive zu bewerten. Das Konzil habe im Blick auf bisherige Stellungnahmen zahlreiche neue Impulse für die ökumenische Bewegung gegeben.

Solidarität mit den verfolgten und bedrängten Christen

Ausführlich beschäftigten sich die Delegierten mit der Situation der verfolgten und bedrängten Christen. Besonders die Situation der Christen in Syrien stand dabei im Fokus. Der aus Syrien stammende Rechtsanwalt Tarek Bashour (Gütersloh) hat in einer Studie dokumentiert, welche sakralen Gebäude in Syrien zerstört worden sind. Er stellte diese Studie vor und berichtete über die Lage der Christen in Syrien. Die Delegierten riefen dazu auf, für die verfolgten und bedrängten Christen zu beten und sich nach allen Möglichkeiten dafür einzusetzen, für Christen im Nahen Osten Bedingungen zu schaffen, in denen sie auch weiterhin in ihrem Land bleiben können.

Gastmitgliedschaft der Neuapostolischen Kirche empfohlen

Die Mitgliederversammlung hat den Mitgliedskirchen der ACK empfohlen, die Neuapostolische Kirche als Gastmitglied der ACK in Deutschland aufzunehmen. Nach einem über mehrere Jahre andauernden Kommunikationsprozess hatte die Kirche einen Antrag auf Gastmitgliedschaft gestellt. Die Delegierten befürworteten einmütig den Antrag. Nun müssen die Leitungen der 17 Mitgliedskirchen in einem schriftlichen Verfahren über den Antrag befinden. Für die Aufnahme als Gastmitglied müssen zwei Drittel der Mitgliedskirchen dem Antrag zustimmen.

 

Die Mitgliederversammlung ist das oberste, beschlussfassende Leitungsorgan der ACK. Sie besteht aus den 50 Delegierten der Mitglieder, Gastmitglieder sowie ständigen Beobachter, die von den Kirchen für die Dauer von fünf Jahren benannt werden. Die Mitgliederversammlung der ACK tagt in der Regel zweimal jährlich, im Frühjahr und im Herbst.

"Ökumene nach dem Jahr 2017" - Erklärung der Mitgliederversammlung der ACK

Die Beiträge des Studientages sind erschienen in der epd-Dokumentation 18-34.