Ökumene umfasst mehr als die zwei großen Kirchen

Die Delegierten der ACK - Region Südwest bei ihrer Frühjahrsversammlung in Ebernburg.

(21.03.2014). Mit dem Kirchenverständnis ihrer Mitgliedskirchen beschäftigten sich die Delegierten der ACK – Region Südwest bei ihrer Frühjahrsversammlung am 19. und 20. März 2014 in Ebernburg. 

 

Oft wird, wenn von Ökumene die Rede ist, nur an das Miteinander der römisch-katholischen und der evangelischen Kirche gedacht. Dabei ist das kirchliche Spektrum viel breiter. Neben den zwei großen gibt es eine Fülle weiterer Konfessionen: die Kirchen der Orthodoxie, die vielen Freikirchen und andere kleinere Kirchen, wie die Alt-Katholiken oder die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche. Die ACK – Region Südwest hat deshalb bei ihrer jüngsten Delegiertenversammlung in Ebernburg damit begonnen, sich mit den je eigenen Kirchenverständnissen all ihrer Mitgliedskirchen zu beschäftigen. Dabei sollten vor allem die Stärken und der spezifische Beitrag der jeweiligen Kirche für die Ökumene und für die Gesellschaft in den Blick genommen werden.

Den Auftakt dazu machte Pfarrer Paul Metzger, Catholica- Referent am Konfessionskundlichen Institut in Bensheim, der die Besonderheiten der Evangelischen Landeskirchen vorstellte. Laut Metzger liege der Ausgangspunkt für die reformatorischen Kirchen in der Person des Einzelnen, der sich durch die Begegnung mit der Schrift als von Gott gerechtfertigt erfährt. „Ich und mein Herrgott“, so Metzger, sei die Mitte des evangelischen Glaubensverständnisses, das vor allem durch die vier „Sola“ bestimmt sei. Der Gewinn der Reformation für den Menschen bestehe in einer neuen Freiheit von der Verkrümmung des Selbst sowie von den Zwängen der Welt und der Kirche. In der anschließenden Diskussion wurden die unterschiedlichen Akzentsetzungen der anderen Kirchen deutlich. So wurde die Frage gestellt, ob wirklich der Einzelne als Ansatzpunkt des Glaubensgeschehens angesehen werden könne, oder ob nicht doch die Gemeinschaft der Glaubenden an erster Stelle stehe. Auch sei in diesem Bild von Kirche wenig Raum für die kirchliche Tradition.

Die ACK-Delegierten beschäftigten sich auch mit dem Ökumenischen Kirchentag 2015 in Speyer. Dazu stellten Domkapitular Franz Vogelgesang aus dem Bistum Speyer und Pfarrerin Belinda Spitz-Jöst von der Pfälzischen Landeskirche den derzeitigen Planungsstand vor. Beide betonten: „Wir wollen in Speyer ein gemeinsames Familienfest des Glaubens feiern“. Von den Überlegungen zum Reformationsjubiläum 2017 berichteten Oberkirchenrätin Barbara Rudolph von der Rheinischen Landeskirche und Pfarrer Thomas Borchers von der Evangelischen Kirche der Pfalz. Beide machten deutlich, dass die 500ste Wiederkehr der Reformation nicht ohne das Element einer „Heilung der Erinnerungen“ begangen werden könne. Zugleich drückten sie ihre Hoffnung aus, dass es gelinge, 2017 als „Christusfest“ ökumenisch zu feiern. Im Hinblick auf all diese Großereignisse war eine zentrale Frage der Delegierten, wie die kleineren Kirchen angemessen in deren Planung und Durchführung einbezogen werden können.

Im Rahmen der Berichte aus den Mitgliedskirchen informierte Ökumenereferent  Thomas Stubenrauch über aktuelle Entwicklungen im Bistum Speyer. Unter anderem berichtete er von der Teilnahme an der römischen Fragebogenaktion zum Thema Familie, von den Jugendforen und Schülertagen sowie vom Abschluss des Namensgebungsverfahrens der 70 neuen Pfarreien.

Ein Anlass zur Freude war die Aufnahme des südwestdeutschen Kreises des Bundes Freier evangelischer Gemeinden als zwölfte Mitgliedskirche, die die anderen Mitglieder einstimmig befürworteten. Damit, so der Vorsitzende der ACK – Region Südwest, Siegfried Schmitt aus dem Bistum Trier, werde der Chor der Kirchen in Rheinland-Pfalz noch vielstimmiger und bunter.