Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Bremen, zu der 18 christliche Kirchen und Gemeinschaften aus Bremen zählen, hat zusammen mit der ACK in Deutschland den Ökumenischen Tag der Schöpfung 2023 als bundesweite zentrale Auftaktveranstaltung in der Hansestadt Bremen vorbereitet. Die gemeinsam erarbeiteten Materialien und das Motto „Damit ihr das Leben in Fülle habt“ (Joh 10,10) wurden bundesweit von kirchlichen Gemeinden und Gruppen für Veranstaltungen in der Schöpfungszeit vom 1. September bis 4. Oktober 2023 aufgenommen.
Leben in Wohlstand fordert hohen Preis
Die Festpredigt im Bremer St. Petri Dom hielt der oberste theologische Repräsentant und Sprecher des Kirchenausschusses der Bremischen Evangelischen Kirche, Schriftführer Dr. Bernd Kuschnerus: „Die meisten von uns in Deutschland leben in einem Wohlstand, von dem die Menschen in vergangenen Zeiten nur hätten träumen können. Alles ist jederzeit verfügbar.“ Selbstkritisch führte Kuschnerus weiter aus: „Dieses Verständnis von Fülle zeigt seine Kehrseiten. Der Preis, den wir zahlen, ist hoch. Die Folgen des Klimawandels treffen als allererste diejenigen, die am wenigsten zu ihm beitragen, vor allem die Menschen des globalen Südens. Was für eine Ungerechtigkeit ist das! Während sich die einen ein Leben im Wohlstand sichern wollen, versuchen die anderen, dem Tod zu entkommen,“ schlug der Pastor den Bogen zum Märchen der Bremer Stadtmusikanten.
Gebeten auch Taten folgen lassen
Beim anschließenden Empfang begrüßte die Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft, Antje Grotheer, die kirchlichen Vertreterinnen und Vertreter, die aus dem gesamten Bundesgebiet nach Bremen gekommen waren. Neben Dank „für einen so reichen Tag mit vielen freundlichen Begegnungen, reichen Impulsen und neuen Entdeckungen,“ sprach die Präsidentin aber auch klare Erwartungen aus: „Wir stehen als Christen in der Verantwortung, Gebete auch mit Taten zu beantworten! Die Folgen von Tatenlosigkeit können wir mittlerweile regelmäßig in den Nachrichten verfolgen: Menschen, die aus ihrer Heimat flüchten müssen aufgrund von Klimaveränderungen, Umweltkatastrophen oder blutige Kriege um Rohstoffe.“ Grotheer ermunterte: „Indem wir bewusster mit den Ressourcen umgehen, Energie sparen, nachhaltige Produkte unterstützen und uns für den Schutz der Natur einsetzen, zeigen wir als Christen unsere Verbundenheit mit Gottes Schöpfung, aber vor allem nehmen wir unsere Verantwortung als Teil einer großen Gemeinschaft an.“
Wissenschaft von der Erde und christliche Theologie müssen zur Nachfolge aufrufen
Der Potsdamer Klimafolgenforscher, Prof. Dr. Wolfgang Lucht, sprach in seinem Festvortrag über die Folgen des menschengemachten Klimawandels. „Das heutige Zeitalter der Umweltzerstörung erfordert von den christlichen Kirchen eine Antwort, die aus dem Kern ihres Selbstverständnisses kommt.“ Als berufenes Mitglied im Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung formulierte Lucht auch konkrete Fragen an die Kirchen: „Wie ist unsere von Gott gegebene Freiheit gemeint, wie sind wir als Menschen in der Schöpfung gemeint?“ Der Wissenschaftler forderte: „Am Ökumenischen Tag der Schöpfung wird deutlich, dass es dabei um unsere elementare, christliche Verantwortung den Mitmenschen ebenso wie der Gesamtheit des Lebens gegenüber geht. In Zeiten der zunehmenden Zerstörung kommt den Kirchen als Gemeinschaften des Lebens eine zentrale Bedeutung zu. Wenn sie auf die Gründe unserer Verantwortung hinweisen und sie vorleben, liegt darin auch eine Chance für ihre Erneuerung. Die beste Wissenschaft von der Erde und die beste christliche Theologie vom Menschen müssen angesichts der Krise eine kosmologische Verbindung eingehen, die Zukunft hat, indem sie, nicht nur als Phrase, zu Nachfolge auffordert.“
Sichtbares Engagement von Christinnen und Christen in Deutschland
Die Vorsitzende der ACK in Bremen, Kirsten Locker, freute sich über den Erfolg der Vorbereitung: „Christinnen und Christen verschiedener Kirchen feiern gemeinsam den Ökumenischen Tag der Schöpfung, um ein Zeichen gegen die Zerstörung der Umwelt zu setzen. Das gemeinsame Engagement über Konfessionsgrenzen hinaus ist ein ganz grundlegender Aspekt der ökumenischen Zusammenarbeit.“ Die Theologin ergänzte: „Der Tag der Schöpfung soll ein Zeichen setzen, dass die Kirchen konfessionsübergreifend, aus gemeinsamer christlicher Überzeugung, Verantwortung für Welt und Umwelt übernehmen. Zugleich ist der Tag ein reicher Schatz für das gelebte Miteinander und die Sichtbarkeit des Engagements von Christinnen und Christen in Deutschland.“
Streben nach schnellem Glück und Kultur der Probleme schaffen inneres Vakuum
Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, gab zu bedenken: „Das Streben nach schnellem Glück, der Materialismus, eine Kultur der Probleme statt der Lösungen, die übermäßige Nutzung sozialer Medien sind Beispiele für diese Erfahrungen eines inneren Vakuums.“ Mit Blick auf das Motto des 13. Ökumenischen Tags der Schöpfung fügte der Erzpriester hinzu: „Dieses biblische Motto fordert uns also auf, unser inneres Vakuum durch die authentische Begegnung mit dem Schöpfer und seiner Schöpfung zu füllen und zu überwinden.“
Zentrale Feier des Ökumenischen Tages der Schöpfung 2024 in Eberswalde
Im nächsten Jahr findet die zentrale Feier des Ökumenischen Tages der Schöpfung am 6. September 2024 in der Brandenburgischen Fairtrade-Stadt Eberswalde und in Kooperation mit dem Ökumenischen Rat Berlin-Brandenburg und der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde statt.
Festpredigt von Dr. Bernd Kuschnerus (Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche)