Sichtbare Einheit der Kirchen ist ohne Verständigung über Frauenordination nicht möglich

Sarkophag der Dona Urraca Lopez de Haro, Foto: Uni Osnabrück

Sarkophag der Dona Urraca Lopez de Haro, Foto: Uni Osnabrück

(11.12.2017) "Die Frage nach Frauen in kirchlichen Ämtern ist bei der Suche nach der sichtbaren Einheit der Kirchen von zentraler Bedeutung", heißt es in den "Osnabrücker Thesen". Sie wurden von den rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern eines ökumenischen wissenschaftlichen Kongresses in Osnabrück verabschiedet. Der Kongress fand vom 6.-9. Dezember 2017 am Institut für Katholische Theologie der Universität Osnabrück unter dem Motto "Frauen in kirchlichen Ämtern. Reformbewegungen in der Ökumene" statt. Veranstalterinnen waren de Theologieprofessorinnen Margit Eckholt (Osnabrück), Ulrike Link-Wieczorek (Oldenburg), Andrea Strübind (Oldenburg) und Dorothea Sattler (Münster).

Diskussionsräume für Zugang von Frauen in kirchlichen Ämtern offen halten

Im Zusammenhang des Reformationsgedenkens stellte der Kongress aus ökumenischer Perspektive die Frage nach Frauen in kirchlichen Ämtern. Gerade aus katholisch-theologischer Perspektive sei es notwendig, Diskussionsräume im Blick auf einen Zugang von Frauen zum Amt offen zu halten, so die Veranstalterinnen. Dafür wollte das ökumenische Symposium einen wichtigen Beitrag leisten. Der Kongress wurde mitgestaltet von den Frauenverbänden Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB), Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kdf), AGENDA – Forum katholischer Theologinnen e.V., Netzwerk Diakonat der Frau, Evangelische Frauen in Deutschland (EFiD), Evangelischer Theologinnenkonvent, Deutscher Evangelischer Frauenbund e.V. (DEF), Studienzentrum der EKD für Genderfragen in Kirche und Theologie. Unter den Referentinnen war auch Bischöfin i.R. Rosemarie Wenner, Vorstandsmitglied der ACK in Deutschland.

Motor oder Hindernis für sichtbare Einheit der Kirchen?

Leitfragen der Referentinnen und Referenten war, ob die Frauenordination Motor oder Hindernis für die "sichtbare Einheit" der Kirchen sei. Die Teilnehmenden diskutierten, ob ein „gemeinsames Gedenken der Reformation“ möglich sei, wenn nicht weitergehende Reformbewegungen in allen christlichen Kirchen angestoßen wer­den im Blick auf eine stärkere Sichtbarkeit von Frauen in Führungspositionen der Kirchen und in kirchlichen Ämtern. Vor dem Hintergrund einer Be­stands­aufnahme biblisch-historischer, kirchenrechtlicher, dogmatisch-theologischer und pastoraltheologischer Reflexionen zur Ämtertheologie wurde versucht, einen neuen weiten, ökumenischen und interkulturellen Zugang zur Fragen nach Ämtern und Frauen in den christlichen Kirchen zu erarbeiten.

Frauen verändern Fremd- und Selbstbild der Kirchen

Die wis­sen­schaftlichen und praktischen Perspektiven des Kongresses mündeten in ein von den Teilnehmenden verabschiedetes Abschlussdokument, die "Osnabrücker Thesen". In ihnen bekräftigten die Teilnehmenden, dass das Fremd- und Selbstbild der jeder Glaubensgemeinschaft durch Frauen in kirchlichen Ämtern "tiefgreifend verändert" werde. So sei auch nicht der Zugang, sondern der Ausschluss von Frauen zu den kirchlichen Ämtern begründigungspflichtig. Die Teilnehmenden fordern, alle Dienstformen für Frauen zu öffnen, da die spezifischen Dienste sich geschichtlich entwickelt hätten und in ökumenischer Perspektive weiterentwickelt werden müssten. Dabei sei allerdings zu beachten, dass der Geist Jesu Christi dazu verpflichte, "sich mit den mit den theologischen Überzeugungen in der Frage der kirchlichen Ämter stets mit Wertschätzung und versöhnungsbereit argumentativ im Miteinander zu befassen".

Geschlechtergerechtigkeit Prüfstein für Glaubwürdigkeit

In vier Selbstverpflichtungen kamen die Teilnehmenden darin überein, die Geschlechtergerechtigkeit bei der Übernahme und Ausübung kirchlicher Ämter "zum Prüfstein der Glaubwürdigkeit der Verkündigung des Evangeliums zu machen". Dies sei für die apostolische Sendung der Kirche unverzichtbar. Weiter heißt es: "Wir wollen uns im Bereich unserer Verantwortung für eine zunehmende Beteiligung von Frauen in leitenden Funktionen und Ämtern einsetzen. Wir streben eine Kultur der Partnerschaft in allen Kirchen an."

Osnabrücker Thesen "Frauen in kirchlichen Ämtern"

Bericht über die Tagung von Radio Vatikan

Hinweis: Zum gleichen Thema ist auch ein aktuelles Heft der Ökumenischen Rundschau erschienen: "Die Zukunft der Kirche ist weiblich?!" (Heft 4/2017). Das Heft kann hier bezogen werden.