Studientag der ACK zum Thema „Abendmahl/Eucharistie – alles neu in Corona-Zeiten?“

Blick ins Plenum des Studientags

Blick ins Plenum des Studientags der ACK, Foto: ACK

(29.09.2021). Die Corona-Pandemie hatte für die meisten christlichen Kirchen einen starken Einschnitt in ihr Gemeindeleben zur Folge: begrenzte Teilnehmerzahlen in Gottesdiensten, strikte Hygienemaßnahmen, den Ausfall zahlreicher Veranstaltungen. Darunter litten alle Gläubigen. „Ich war eineinhalb Jahre lang nicht beim Abendmahl“, bekannte eine evangelisch-lutherische Christin, die am Studientag der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) in Pforzheim teilnahm. Und doch war sie über ein digitales Konferenzprogramm sowie gestreamte Gottesdienste mit ihrer Gemeinde verbunden. Allerdings sei gerade ein Abendmahlsgottesdienst im Netz nicht dasselbe, wie wenn man daran in der Kirche teilnimmt.

Erlebnisse wie dieses wurden in Arbeitsgruppen ausgetauscht, die in den Studientag der ACK zum Thema „Abendmahl/Eucharistie – alles neu in Corona-Zeiten?“ integriert waren. Hier konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer – überwiegend Theologen oder ordinierte Amtsträger beiderlei Geschlechts – ihre persönlichen Erfahrungen einbringen. So berichtete eine orthodoxe Christin, dass normalerweise etwa 500 Menschen den Gottesdienst ihrer Gemeinde besuchten. Derzeit seien nur 84 zugelassen. Sie wolle niemandem den Platz in der Kirche wegnehmen, der ihn dringender brauche als sie. Zugleich leide sie unter dieser Situation, da sie selbst nicht zur Eucharistie gehen könne.

 

Innovative Ansätze entwickelt

Viele berichteten von innovativen Ansätzen in ihrer Praxis und heben dabei den Aspekt des Priestertums aller Gläubigen hervor. So hätten evangelisch-lutherische Christen Sonntagsgottesdienste in Eigenverantwortung gefeiert und dabei Gestaltungsmöglichkeiten für sich entdeckt, die sie im Rahmen eines normalen Gemeindegottesdienstes nicht hätten. Eine altkatholische Gemeinde übertrug die Eucharistiefeier dreimal pro Monat per Stream und einmal per Zoom. Dabei konnten Gläubige sich von zu Hause aus dialogisch einbringen. Da Gemeindegesang lange verboten war, mussten von einer apostolischen Gemeinschaft Vorsänger gefunden werden – mit erfreulichem Erfolg.

Digitale Formen ersetzen nicht den klassischen Gottesdienst, können ihn aber ergänzen. „Wir Alten dürfen nicht festlegen, wie Gemeinschaft heute aussieht“, betonte ein römisch-katholischer Priester in einer Arbeitsgruppe. „Überhaupt sollten wir Gemeinschaft größer denken und offener sein.“

Einig waren sich alle Teilnehmer am Studientag, dass die Corona-Krise für sie eine intensive Auseinandersetzung mit der Frage bedeutet habe, was ihnen das Abendmahl beziehungsweise die Eucharistie eigentlich bedeute. Zudem seien durch Corona viele kreative Kräfte in den Gemeinden beflügelt worden, so dass Menschen eine neue Offenheit für Begegnungen entwickelt hätten. Insbesondere Hausfeiern oder spezielle Agape-Feiern, zu denen auch Mitglieder anderer christlicher Gemeinschaften eingeladen seien, böten gute Chancen für die Ökumene vor Ort.


Grundsätzliche Bedeutung von Eucharistie und Abendmahl

Dem Austausch in Gruppen war auch ein Studienteil vorgeschaltet, in dem es um die grundsätzliche Bedeutung von Abendmahl und Eucharistie in den verschiedenen christlichen Konfessionen ging. Dabei stellten Theologieprofessorinnen und -professoren nicht etwa die Positionen ihrer eigenen Konfession vor, sondern die anderer Kirchen. So ging etwa die römisch-katholische Theologin Dorothea Sattler auf die evangelisch-freikirchliche Sicht ein, der altorientalischer Theologe Hacik Rafi Gazer auf die evangelisch-landeskirchlichen und die altkonfessionellen Perspektiven. Werner Klän von der Selbständig Evangelisch-Lutherischen Kirche präsentierte die orthodoxe und altorientalische Position. Die Methodistin Ulrike Schuler untersuchte die Sicht katholischer und apostolischer Kirchen.

Die genannten vier Theologinnen und Theologen gehören dem DÖSTA (Deutscher Ökumenischer Studienausschuss) an, einem eigenständigen Ausschuss der ACK zur Förderung und Pflege der Ökumene in Wissenschaft und Forschung.

Die jeweiligen Perspektiven auf die Themen Abendmahl und Eucharistie waren zuvor von den Mitgliedern der ACK per Fragebogen erhoben worden. Die entsprechende Synopse war allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Studientagung vorab zugegangen. Eine Veröffentlichung durch die ACK ist geplant.

Eine Bildergalerie mit Impressionen vom Studientag finden Sie hier.