"Unser Glaube lebt vom Zeugnis"

(16.03.2018) Mit diesen Worten unterstrich Bischof Martin Hein in seiner Predigt in der Karmeliterkirche in Mainz den ersten Satz der Präambel des Dokumentes „Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt“: Mission gehört zutiefst zum Wesen der Kirche.“ Zu diesem Gottesdienst eingeladen hatte der Trägerkreis des Rezeptionsprozesses dieses Dokumentes, um in einer Feierstunde den zentral organisierten Rezeptionsprozess zu beenden und zu einer weitergehenden Beschäftigung mit dem Dokument auf regionaler und lokaler Ebene zu ermutigen.

2011 veröffentlichte der Ökumenische Rat der Kirchen, die Weltweite Evangelische Allianz und der Päpstliche Rat für den Interreligiösen Dialog mit dem Dokument „Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt“ einen Verhaltenskodex, wie christliche Mission heute in einer multireligiösen Welt zu verantworten und zu gestalten ist. In Deutschland wurde dieses Dokument unter der Initiative von missio, Aachen, und dem Evangelischen Missionswerk (EMW), Hamburg, und unter der Trägerschaft der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und der Evangelischen Allianz in Deutschland (DEA) rezipiert. Im Trägerkreis des Rezeptionsprozesses wirkten über zwanzig Kirchen, Missionswerke und kirchliche Organisationen zusammen, die unter anderem zum Thema „MissionRespekt“ 2014 einen Kongress in Berlin zum Dokument durchführten. Vertreter aus dem ganzen Spektrum der Unterzeichner des Dokumentes nahmen teil und machten dadurch deutlich, dass die Frage des christlichen Zeugnisses in der Gegenwart in allen christlichen Kirchen und Gemeinschaften diskutiert wird. Dokumentiert ist der Kongress und der vom Trägerkreis initiierte und koordinierte Rezeptionsprozess auf der Webseite von MissionRespekt: http://www.missionrespekt.de/

Auf evangelischen Kirchentagen und Katholikentagen setzte der Trägerkreis regelmäßig Impulse für die weitere Beschäftigung mit den Themen des Dokumentes. Materialien, wie z.B. ein Postkartenset zu den 12 Prinzipien des Dokumentes (Bestellbar beim EMW, Hamburg), oder eine Ausstellung unter dem Thema „Zeugen gesucht“ (bestellbar bei missio, Aachen) vermitteln unterschiedliche Impulse und Zugänge zum Dokument. Ein VideoClip, der von der Webseite MissionRespekt herunter geladen werden kann, ist vielseitig einsetzbar. Weitere Materialien zum Rezeptionsprozess finden sich unter: http://www.missionrespekt.de/derprozess/prozess.dokumente/index.html

Neben der Mitwirkung im Trägerkreis des Rezeptionsprozesses beschäftigte sich die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen auf unterschiedlichen Ebenen selbst mit dem Dokument. Ein Studientag auf der Bundesebene zum Dokument ist in der Ökumenischen Rundschau 4/2016 dokumentiert. Aus der Delegiertenversammlung der ACK Bayern ist ein Brief an die Gemeinden der Mitgliedskirchen entstanden. In diesem Brief werden die Gemeinden ermutigt, in Glaubensgespräche auch mit anders religiösen und nicht religiösen Mitbürgerinnen und Mitbürgern einzutreten. Zum Thema gehört Handreichung der ACK Baden Württemberg „Christen begegnen Muslimen“.

Mit der „Zwischenstation“ am 15. März 2018 im Erbacher Hof in Mainz beendete der Trägerkreis den bundesweiten Rezeptionsprozess. Das bisher erreichte wurde in kurzen Erfahrungsberichten gewürdigt. Mit einer Kommentierung des Dokumentes aus islamischer Perspektive skizzierte Ertugrul Sahin, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Studien der Kultur und der Religion des Islam in Frankfurt am Main, die Herausforderungen des Dokumentes im interreligiösen Gespräch. Schließlich beendete ein Gottesdienst den fünfjährigen gemeinsamen getragenen Rezeptionsprozess, mit der Predigt von Bischof Hein, stellvertretender Vorsitzender der ACK in Deutschland, den Festakt mit Doppelpunktcharakter. Mit seiner Predigt über 1. Petrus 3, 13 - 16 ermutigte Hein dazu, eine „Revolution der Freundlichkeit“ zu starten. Angesichts der Herausforderungen in der Gegenwart ist ein „respektvolles und freundliches Zeugnis von Christinnen und Christen“ für die Menschen von heute durchaus attraktiv: „Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist (1. Petrus 3, 15).“

Bernd Densky