(26.06.13) Angesichts aktueller Konfliktherde wie in Syrien stellt sich die Frage, ob die Schutzverantwortung der internationalen Gemeinschaft für unschuldige Menschen auch mit militärischen Mitteln wahrgenommen werden soll und vor allem wie die christliche Friedensethik mit einem Konzept des „Gerechten Friedens“ dazu steht. „Menschen geschützt – gerechten Frieden verloren?“ lautet die Kernfrage und zugleich der Titel, unter dem ein internationaler Kongress vom 13. bis 15. Juni 2013 in Berlin stattfand. Etwa 150 Teilnehmer aus Kirchen, Religionen, Politik, Friedensbewegungen, Bundeswehr und Wissenschaft diskutierten über die damit verbundenen Probleme und fragten nach christlichen Lösungsansätzen.
Das Konzept der internationalen Schutzverantwortung (Responsibility to Protect), das auch militärisches Eingreifen als letztes Mittel vorsieht, wurde in der Vollversammlung der Vereinten Nationen 2005 von den meisten Staaten anerkannt. In der kontroversen Debatte wies Edward C. Luck, der bisherige Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen für die Schutzverantwortung, auf ermutigende Beispiele kirchlicher Friedensarbeit hin. Kirchen haben eine bildende Kraft für Werte, unterstrich E. Luck, die Akteure und Regierungen zu präventiven Maßnahmen bewegen können. Das friedensethische Dilemma sei bekannt, so der mennonitische Theologe Dr. Fernando Enns, allerdings müsse der Friedensauftrag der Kirchen wegweisend sein, dessen Zeugnis nur in ökumenischer Weite gewahrt werden könne. Dies bekräftigte der Friedensbeauftragte der EKD, Pastor Renke Brahms. Der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) schätzte den Kongress als Beitrag auf dem Weg zur Vollversammlung des ÖRK in Busan (Südkorea). Er habe den Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki Moon, nach Busan eingeladen, um ihm dort den „Ökumenischen Aufruf zum Gerechten Frieden“ zu übergeben. Der Diskurs um den gerechten Frieden werde auf der Vollversammlung fortgeführt, die unter dem Motto „Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden“ steht. In diesem Sinne begann und endete die Arbeit des Kongresses täglich mit einem geistlichen Impuls. Die Abendandacht hielt jeweils der evangelische Ortsbischof Bischof Dr. Dr. h.c. Markus Dröge und das orthodoxe Vorstandsmitglied der ACK Erzpriester Radu Constantin Miron.
Träger des Kongresses waren die Evangelischen Akademien in Berlin und Villigst, die Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (Heidelberg) und die Konferenz für Friedensarbeit im Raum der EKD. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland war Kooperationspartnerin.
Die Beiträge des Kongresses zum Nachlesen: Ines-Jacqueline Werkner, Dirk Rademacher (Hg.), Menschen geschützt - gerechten Frieden verloren? Kontroversen um die internationale Schutzverantwortung in der christlichen Friedensethik, Münster 2013, ISBN 978-3-643-12313-8