„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die wohnen im finstern Lande, scheint es hell.“ (Jesaja 9, 1)
Liebe Schwestern und Brüder,
mit diesen Worten des Propheten möchten wir Sie zur Adventszeit grüßen. Es wird eine Advents- und Weihnachtszeit werden, wie wir sie so noch nicht erlebt haben. Das Wort von der Finsternis, in der Menschen sind, bekommt angesichts der durch das Covid19-Virus ausgelösten Situation eine ungeahnte Realität für jeden Einzelnen, für unsere Gemeinden und Familien. Die Sehnsucht nach Licht und damit nach Hoffnung ist groß!
Vor wenigen Wochen dachten wir noch: Weihnachten wird schwierig werden, aber in gewohnter Gemeinschaft möglich sein. Heute sind wir angesichts der hohen Inzidenzwerte im Freistaat sicher: Weihnachten wird ein Fest, das wir im ganz kleinen Kreisen feiern müssen. Das betrifft nicht nur unsere gewohnten Familientreffen, sondern auch die Zusammenkünfte in den Kirchen und Gemeinden. Aber wir möchten Ihnen sagen: Es wird Weihnachten werden mit dem, was dieses Fest ausmacht! Gott kommt der belasteten Welt nahe. Das geschah schon damals trotz schwierigster Umstände. Das wird auch heute durch Corona nicht verhindert. Wir werden „Stille Nacht, heilige Nacht“ singen und die Weihnachtsgeschichte lesen. Dazu gehört die Botschaft der Engel: „Fürchtet euch nicht! Euch ist heute der Heiland geboren.“ Das bedeutet für uns: Gott wird gerade in dieser Zeit Mensch und kommt zu uns. Darauf vertrauen wir und können trotz aller äußeren Einschränkungen Weihnachten feiern.
Die Pandemie ist eine Bedrohung, die auch vor Christinnen und Christen nicht Halt macht. Die Frage ist, wie wir diese Realität für uns annehmen. Wenn wir den Worten der Engel glauben, werden wir daraus Kraft und Mut gewinnen, um jetzt füreinander da zu sein und einander zu helfen. Angst und Sorgen werden ihre Macht verlieren, Hoffnung wird sich einstellen.
Wir stehen als Verantwortliche in den Kirchen genau wie die Verantwortlichen in der Politik vor der Frage, was möglich ist und was eingeschränkt werden muss, damit das Ziel des Rückganges der Infektionen durch Kontaktbeschränkungen erreicht werden kann. Das Virus ist eine reale Bedrohung, die ersten Intensivstationen in Sachsen sind überlastet. Wir haben bundesweit die höchsten Fallzahlen. Um Menschen vor unnötigem Leid zu bewahren und um das Gesundheitssystem nicht über die Grenzen hinaus zu belasten, gehen wir als Kirchen den Weg der Kontaktreduzierung mit. Wir bitten Sie eindringlich, sich in den Gemeinden im Sinne der christlichen Nächstenliebe darauf einzulassen.
Das bedeutet konkret:
- Gottesdienste können und sollen weiter gefeiert werden, aber sie müssen in ihrer Dauer, der Personenzahl und im Gemeindegesang begrenzt werden.
- Die Seelsorge und der Dienst am Nächsten sind dringend notwendig und möglich. Keiner soll in existentieller Not einsam sein oder gar alleine sterben. Die Werke der Barmherzigkeit und Nächstenliebe sind unser Dienst für die Gesellschaft.
- Digitale Formate werden erneut an Bedeutung gewinnen. Darüber hinaus nutzen wir vielfältige alternative Möglichkeiten, um Verbundenheit auszudrücken.
Die Adventszeit ist für uns eine besondere Zeit der Erwartung, der Vorbereitung, der Besinnung und inneren Einkehr. Wir spüren, dass dies jetzt eine neue Bedeutung für uns bekommt. In der Kirche war und ist die Adventszeit immer auch eine Fastenzeit. Fasten bedeutet, sich zurückzunehmen und auf Dinge zu verzichten. Das tun wir jetzt. Dafür betrachten wir das, was die Weihnachtsgeschichte anschaulich vor Augen führt: Unter herausfordernden Bedingungen, auf anstrengenden Wegen und in unverhofften Wendungen kommt Gott zur Welt. Mitten in der Finsternis strahlt sein Licht!
Gebet
Wir bitten dich, Herr, lass es Weihnachten in uns werden,
dass wir dein Lob singen, und deinem Wort vertrauen,
wie es die Engel und die Hirten taten.
Lass es Weihnachten werden für die Kranken und Einsamen.
Lass ihnen dein Licht leuchten.
Lass es Weihnachten werden für alle,
die anderen beistehen und ihnen helfen,
gib ihnen täglich die Kraft, die sie brauchen.
Lass es Weihnachten werden für uns und die ganze Welt,
damit dein Friede sichtbar wird.
Amen.
Möge Sie der Segen Gottes in der Advents- und Weihnachtszeit begleiten und spürbar werden!
Tobias Bilz, Landesbischof der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens
Heinrich Timmerevers, Bischof des Bistums Dresden-Meißen
Gert Loose, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Sachsen