Grußwort bei der Verabschiedung von Oberkirchenrätin Barbara Rudolph
Johanneskirche, Düsseldorf am 28.8.2022
Erzpriester Radu Constantin Miron
Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK)
Ich überbringe dir, liebe Barbara, die Grüße der ACK. Das bedeutet, dies ist kein Gruß aus der Ferne, sondern aus deiner eigenen Herzkammer. Denn du bist, wie man weiß, nicht nur generell ökumenisch unterwegs, sondern jemand, die sich ganz speziell die Anliegen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen zu eigen gemacht hat. Denn dein Weg von Moers nach Düsseldorf führte bekanntlich über Frankfurt, wo der Sitz der Ökumenischen Centrale, der Geschäftsstelle also der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland ist, die du seinerzeit geleitet hast.
Seit jener Zeit steht für viele in der Ökumene der Name Barbara Rudolph für einen Paradigmenwechsel: weg von einer bilateralen Ökumene hin zu einer Ökumene, in der die HKK, die „hierzulande kleinen Kirchen“, wahrgenommen, ernst genommen und wertschätzend behandelt werden. Natürlich ist die Partnerschaft mit der römisch-katholischen Schwesterkirche ein Teil der Grundbefindlichkeit der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die Neuentdeckung und stete Förderung der Multilateralität in der Ökumene – anders gesagt: der Ökumene im buchstäblichen Sinn – war aber stets dein Herzensanliegen. Ich bin zu wenig Küchenpsychologe (oder muss man hier sagen: Kirchenpsychologe), um beurteilen zu können, ob diese Grundhaltung etwas mit deiner eigenen Biographie zu tun hat. Ich könnte mir vorstellen, dass ja.
Fest steht, dass diese bewusste Berücksichtigung dieser so genannten kleinen Kirchen in der Ökumene überall dort, wo Barbara Rudolph segensreich gewirkt hat, zu den ökumenischen Standards gehört. Und noch ein weiteres Missverständnis ist dank deines steten Engagements überwunden. Vielfach herrscht ja eine gewisse Konfusion – gerade auch in evangelischen Kreisen, diese Bemerkung sei mir als Beobachter von der Seitenlinie gestattet – was denn nun mit Ökumene gemeint sei: Ist es die innerevangelische Verständigung zwischen Landes- und Freikirchen? Ist es die interkonfessionelle Begegnung, so wie wir sie in den nächsten Tagen bei der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Karlsruhe erleben werden, bzw. die bereits erwähnte bilaterale Verständigung mit den Katholiken? Oder ist es die Vernetzung und Zusammenarbeit mit den Partnerkirchen weltweit im gemeinsamen Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung? (Und manche möchten hier ja auch noch die sogenannte abrahamitische Ökumene, also das Gespräch der drei monotheistischen Weltreligionen, subsummieren…).
Wer mit Barbara Rudolph zusammenarbeiten durfte, weiß, dass für sie all diese Facetten der Ökumene nicht voneinander zu trennen sind, dass sie zusammengehören. Was natürlich auch zur Folge hatte, dass dir, schon vor dem Zeitalter der digitalen Sitzungen, im Grunde die Fähigkeit zur Bilokation gegeben war. Man wähnte dich in Wuppertal oder Mettmann und du warst in Namibia unterwegs, man ging davon aus, dass du in Medan und Pematang Siantar bist, stattdessen besuchtest du Partnergemeinden in Ungarn oder Frankreich – oder die ACK Südwest. Immer aktiv, immer unterwegs, immer präsent.
Dafür danke ich dir, liebe Barbara, heute im Namen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, aber auch im Namen der orthodoxen Christinnen und Christen aus dem Bereich der EKiR.
Wir, die Generation, die sich noch an die 68er Jahre und Verhältnisse erinnert, kennt auch noch die Sponti-Wahrheit „Nichts ist unpolitisch“. Für dich, liebe Barbara, galt und gilt: „Nichts ist unökumenisch“. Ja, Ökumene ist machbar, Frau Nachbar! Vielen Dank!