"Befreit zum Widerstehen" - Zum Motto der FriedensDekade 2014

Befreit zum Widerstehen: Ausschnitt aus dem Plakatmotiv der Ökumenischen FriedensDekade

(11.09.2014) „Befreit zum Widerstehen“, so lautet das Motto der 35. Ökumenischen FriedensDekade, die vom 9. bis 19. November 2014 bundesweit durchgeführt wird. Im Jahr der Gedenktage 100 Jahre Ausbruch des Ersten und 75 Jahre Ausbruch des Zweiten Weltkriegs sowie 25 Jahre Mauerfall will der Trägerkreis Ökumenischen FriedensDekade, bestehend aus der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF), nicht nur den mahnenden Blick zurück in die Geschichte richten. Vielmehr fragen die Verantwortlichen, was uns heute Kraft und Mut geben kann, laufenden Kriegsvorbereitungen und Kriegseinsätzen ebenso wie Rüstungsexporten und der technologischen Weiterentwicklung im Rüstungsbereich zu widerstehen. Und der gewaltlose Widerstand, der letztlich zum Fall der Mauer führte, kann heute Ansporn sein, Ungerechtigkeit und Gewalt die Stirn zu bieten.

Botschaft Jesu befreit zum Widerstehen 

Für diesen Widerstand ist die Botschaft Jesu Kraftquelle und Motivation zugleich. Das Reich Gottes, das Jesus verkündet, steht für eine Friedensvision. Gott erhält auch die gefallene Schöpfung und wird sie am Ende der Tage in ein Reich des Friedens verwandeln (Jes 65,17-25). Dieser Friede wirkt schon jetzt, da in Jesus Christus das Reich Gottes angebrochen ist (Mk 1,15). Nach diesem Reich Gottes sollen die Christen streben (Mt 6,33). Auch wenn Friede damit im biblischen Sinne mehr ist als die Abwesenheit von Krieg, so ist doch ein wesentlicher erster Schritt, gegen Gewalt und Krieg die Stimme, besser noch das Wort Gottes zu erheben, dass das Reich Gottes in „Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem Heiligen Geist“ (Röm 14,17) besteht.

Der Geist Gottes gibt Kraft und Mut

Zwei biblische Bezüge bilden den Hintergrund für das Motto der FriedensDekade. Zum einen der Vers aus dem 2. Timotheus-Brief: „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ (2 Tim 1,7). Dieser Geist befähigt dazu, für das Reich Gottes einzustehen. Er schenkt die Liebe zum anderen, die Besonnenheit, auch mit konträren Meinungen umgehen zu können und Konflikte „geistreich“ statt mit Gewalt zu lösen. Und  dieser Geist gibt Mut, sich auch auf scheinbar aussichtslosen Widerstand einzulassen. Verzagtheit gehört eben nicht zum Vokabular der Nachfolge, sondern der befreite Mut zum friedfertigen Widerstand gegen alles, was kriegszündelnd ist und wo Menschen ob wörtlich oder im übertragenen Sinn die Waffen wetzen. 

Ausbruch aus der Unterdrückung

Den zweiten Bezug zieht das Motto zum Widerstand des Volkes Israel gegen die Ägypter (Ex 1,8-20). Nachdem alle Solidarität mit den Nachkommen des einst geschätzten Joseph gewichen und ein Pharao an der Macht ist, der Josef nicht kannte (Ex 1,8), bricht die Angst auf gegenüber dem Volk Israel. Die Ägypter befürchten, dass sich das Volk Israel durch einen Krieg aus dem Land bringen will, so nutzen sie ihre Macht aus und unterdrücken das Volk, indem sie es für die großen Bauprojekte schuften lassen. Die ägyptischen Hebammen sollen alle Söhne des Volkes Israel töten. Diese aber leisten Widerstand und widersetzen sich diesem Befehl. Schließlich wird das Volk stark und ist bereit dazu, unter dem zum Widerstand befreiten Anführer Mose Ägypten zu verlassen.

Zwei Beispiele in der Bibel des befreiten Widerstands, viele wären ihnen hinzuzufügen. Denn Gott selbst ist Friede (Eph 2,14) und zugleich der Geist, der uns dazu antreibt, das zu suchen, was dem Reich des Friedens dient (Röm 15,13).

Marc Witzenbacher

(veröffentlicht in: KNA ÖKI 32/33 vom 5. August 2014, S. 7)

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