Im vergangenen Jahr eskalierte die monatelange Belagerung der Bevölkerung Bergkarabachs im sogenannten Latschin-Korridor und führte zur Auflösung der Republik Bergkarabach. Über 100.000 Menschen mussten in wenigen Tagen fliehen. Diese sind überwiegend bei Freunden und Familien untergekommen, aber ihr Fluchtstatus sei ungewiss, berichtet Professor Dr. Hacik Rafi Gazer, armenisch-deutscher Theologe, Professor für Geschichte und Theologie des christlichen Ostens an der Universität Erlangen-Nürnberg und stellvertretendes Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), aus der Armenisch-Apostolischen Orthodoxen Kirche in Deutschland. „Es ist eine humanitäre Katastrophe, die Menschen sind traumatisiert und es fehlt ihnen jegliche Unterstützung und Perspektive.“
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ermutigt Christen und Gemeinden in Deutschland weiterhin, sich in Gebet und Kollekte mit den armenischen Geschwistern verbunden zu wissen. Anlässlich des zweiten Sonntags in der Passionszeit sind Gemeinden aufgerufen, für verfolgte Christen zu beten und sich für sie einzusetzen. In diesem Jahr mit Länderschwerpunkt Armenien. Hierzu bietet die EKD eine Broschüre mit Hintergrundinformationen und Gottesdienstbausteinen zum Download an.
Bereits im Jahr 2022 hatten sich deutschsprachige und armenische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit den Kulturdenkmälern der jahrtausendelangen Kulturgeschichte der Armenier vor Ort beschäftigt. Diese Ergebnisse sind inzwischen in einem Tagungsband zusammengefasst und werden am 6. März 2024 in einer gemeinsamen Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. (DGAP) und der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), von 18:30 Uhr bis 20:00 Uhr, in Berlin (DGAP, Rauchstraße 17, 10787 Berlin) und via Zoom präsentiert. „Nach der Vertreibung der Menschen werden jetzt massiv Kulturgüter zerstört und umgebaut“, schaut Gazer mit Sorge nach Armenien. „So gut es ist, dass unterschiedliche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich des Kulturellen Erbes annehmen, so wünschenswert wäre es, wenn sich die unterschiedlichen Aktivitäten miteinander vernetzen und den Kontakt zur armenischen Gemeinschaft suchen“, appelliert der armenische Kirchenhistoriker. „Es braucht eine konzentrierte Zusammenarbeit und Bündelung der Kräfte, um das kulturelle Erbe von Arzach zu bewahren!“
Buchvorstellung am 6. März 2024