„Das Klima mit Liebe statt mit CO2 erhitzen!“

(06.09.2013) Hamburg. Mehr Leidenschaft für die Bewahrung der Schöpfung forderte die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland bei der zentralen Feier des „ökumenischen Tags der Schöpfung“ am 6. September 2013 in Hamburg. Angesichts der drohenden Klimakatastrophe seien die Kirchen dazu aufgerufen, aus der Liebe zu Gottes guter Schöpfung konkret zu handeln und der zu beobachtenden Ermüdung an Fragen des Umweltschutzes zu wehren. 

„Die Luft brennt – es gilt eine ökologische Katastrophe zu verhindern“, mahnte Kirsten Fehrs, Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland bei einer orthodoxen Vesper in der russisch-orthodoxen Hl. Johannes von Kronstadt-Kirche in Hamburg. An der Feier wirkten auch Bischof Karl-Heinz Wiesemann, Vorsitzender der ACK Deutschland, sowie die ACK-Vorstandsmitglieder Pastor Heinrich Lüchtenborg und Erzpriester Radu Constantin Miron mit. Musikalisch wurde die Vesper vom orthodoxen Gemeindechor Hamburg mit ökumenischer Beteiligung weiterer Mitglieder der ACK Hamburg begleitet. Bischöfin Kirsten Fehrs forderte mehr Liebe zur Schöpfung: „Denn wahre Liebe, auch Liebe zu einer Sache, öffnet neu für die Welt“, sagte die Bischöfin. Betende seien Liebhaber des Lebens, die das Klima nicht mit CO2, sondern mit Zuneigung erhitzten. Die Erde und ihr natürlicher Reichtum gehörten eben nicht den Reichen und Mächtigen dieser Erde, sie sei eine Gabe Gottes. „Und die lässt uns nicht ohne Aufgabe“, sagte Bischöfin Fehrs. „Wer Gott liebt, muss die Schöpfung schützen.“ Dass gerade durch die Initiative der Kirchen neue Projekte entstünden, seien Zeichen, dass das Gebet für die Schöpfung auch erhört würde.

Beim anschließenden Festakt im Hamburger Oberlandesgericht zeichnete Professor Hartmut Graßl, ehemaliger Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie Hamburg, in seinem Festvortrag die Entwicklung der drohenden Klimakatastrophe nach. Die derzeit rund sieben Milliarden Menschen trieben eine „seit vielen Millionen Jahren beispiellose Bedrohung und Auslöschung von Arten durch die Zerstörung ihrer Lebensräume und die Einschleppung fremder Arten“ voran. Etwa 20 bis 30 Prozent aller bisher bekannten Pflanzen und Tierarten seien bei einem weiteren Temperaturanstieg von 1,5 bis 2,5 Grad vom Aussterben bedroht. Das von der Völkergemeinschaft ausgegebene Ziel, die Klimaerwärmung auf zwei Grad zu beschränken, reiche nicht aus, um eine Klimakatastrophe zu verhindern. Graßl forderte daher eine stringente Klimaschutzpolitik: „Das bedeutet einen veränderten Lebensstil sowie eine andere Naturschutzstrategie, aber auch vor allem eine massive Änderung der zurzeit dominanten Form der Landwirtschaft und Fischerei“, sagte Graßl.

Durch den Bezug von Ökostrom, eine gesunde Ernährung und das konsequente Nutzen des öffentlichen Nahverkehrs könne jeder dazu beitragen, Emissionen zu verringern. Außerdem forderte Graßl einen höheren Anteil der biologischen Landwirtschaft und deren ausreichende Honorierung. „Viele Betriebe schaffen es nicht, langfristig zu überleben“, mahnte Graßl. Er forderte, den Flächenbezug von einer Großvieheinheit pro Hektar wieder einzuführen. „In der Massentierhaltung liegt der Wert bei bis zu zwölf Tieren pro Hektar“, zeigte Graßl die derzeitigen Missverhältnisse auf. Den Kirchen schrieb Graßl eine wichtige Rolle zu: „Sie müssen mehr für die Bewahrung der Schöpfung trommeln“, so Graßl. Der Mensch könne als einziges Lebewesen nach dem Erkennen einer Fehlentwicklung umkehren. Auch wenn die Folgen erst in hunderten von Jahren erkennbar würden: „Jetzt müssen wir handeln, sonst ist es zu spät!“ 

Beim Festakt betonten Richter Michael Labe vom Hanseatischen Oberlandesgericht und der Hamburger Domprobst Franz-Peter Spiza in ihren Grußworten, wie wichtig das Engagement der Kirchen für die Bewahrung der Schöpfung sei. Der Tag der Schöpfung setze dafür ein wichtiges Zeichen nach innen und außen. Der russische Musiker Benjamin Tahalov begleitete auf der traditionellen Kniegeige den Festakt.

Die Anregung, einen Tag der Schöpfung zu begehen, kommt ursprünglich aus der orthodoxen Kirche. Ein Vorschlag des Ökumenischen Patriarchen Dimitrios I., einmal im Jahr „gemeinsam zum Schöpfer zu beten“, wurde von der Ökumene weltweit aufgenommen. Die ACK hat mit dem Ökumenischen Kirchentag 2010 in Deutschland einen ökumenischen Tag der Schöpfung eingeführt. Er wird immer am ersten Freitag im September gefeiert. Eine bundesweite Feier wird immer an unterschiedlichen Orten begangen.  

Weitere Infos zum Tag der Schöpfung

Geistliches Wort von Bischöfin Kirsten Fehrs

Festrede von Prof. Hartmut Graßl