Kirchentag schaut auf Einheitserklärung der 11. ÖRK-Vollversammlung: Ökumene des Herzens

Nürnberg (11.06.2023). Die ersten Takte der Musik waren kaum angespielt, da fühlte sich - wer im vergangenen Jahr dabei gewesen war - zurückversetzt nach Karlsruhe, unter die große Zeltkuppel, wo die täglichen Andachten der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) stattfanden: die Lieder über die Liebe Christi bewegten in diesem Falle die Herzen von Nürnberg nach Karlsruhe und verbanden die Kirchentagsgemeinschaft mit der weltweiten Christenheit. Am Kirchentagssamstag, 10.06.2023 lud ein international besetztes Podium in der Jakobskirche zur Beschäftigung mit der ÖRK-Einheitserklärung „Ökumene des Herzens“

v.l.n.r.: Simone Sinn, Erzpriester Miron,Verena Hammes, Landesbischof Bedford-Strohm, Susann Durber, OKR'in Elisabeth Krause-Vilmar, Anwälte des Publikums Megan Schuster, Alexander Heindl

Podium über die Einheitserklärung der 11. ÖRK-Vollversammlung und die "Ökumene des Herzens" in der übervollen Nürnberger Jakobuskirche.

Die Einheitserklärung der 11. ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe wirbt für eine „Ökumene des Herzens“. Die differenten Themen des ökumenischen Handelns wurden in Karlsruhe wenig besprochen, sie wurden überlagert von dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die Diskussionen um die Politik Israels. Dabei wurden gegensätzliche Positionen im Geist der Ökumene des Herzens angehört und ausgehalten. Mit dem Podium wurde nun der Frage nachgegangen, inwieweit der „Geist von Karlsruhe“, die „Ökumene des Herzens“, auch helfen kann, Konflikte auf lokaler und regionaler Ebene entsprechend zu gestalten und auszutragen.

Dafür führte zunächst Susan Durber, Europapräsidentin des ÖRK und Mitglied des Redaktionsteams in den Entstehungsprozess und das Hauptanliegen des Einheitsdokumentes hinein. In der heutigen Zeit brauche es eine erneuerte Ökumene für eine postkoloniale und dekolonisierte Welt und eine ökumenische Bewegung die eine neue Struktur und Kultur hat, die ohne Scheu Körper, Verstand und Herz umfasst. „Ein Ökumene des Herzens hat das Potenzial, viel tiefer zu gehen als selbst der messerschärfste Verstand.“

Die Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, Verena Hammes, die im Vorfeld der ÖRK-Vollversammlung auch an dem Einheitsdokument mitgearbeitet hatte, hob in ihrem Beitrag hervor, dass in Deutschland die ganze Vielfalt der Ökumene meist noch nicht wahrgenommen werden würde. „Wirklich ernst genommen, bietet die Ökumene des Herzens die Chance, Ökumene ganz neu zu denken“. Für die Situation des kirchlichen Lebens vor Ort bedeutet dies: „Ökumene ist nicht etwas Zusätzliches on top, sondern wird zum Normalfall und führt zu einer Ökumene der Entlastung.“

Mit Blick auf den 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg und die dabei erlebte Ökumene zog Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der auch Moderator des Zentralausschusses des ÖRK ist, eine positive Bilanz: „Dieser Kirchentag war ein Schub für die Ökumene.“

Der Text der Einheitserklärung (deutsch)