Ökumenischer Studien- und Begegnungstag zu Impulsen der Täuferbewegung für die Ökumene

Speyer (14. März 2024). In bunter ökumenischer Vielfalt trafen sich am Samstag, dem 9. März, mehr als 50 mennonitische, katholische und evangelische Christinnen und Christen zu einem gemeinsamen Studien- und Begegnungstag, bei dem 500 Jahre Täuferbewegung im Jahr 2025 und ihre Bedeutung für die Ökumene im Mittelpunkt standen. Aus der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen nahmen zudem Vertreter der Evangelisch-Methodistischen sowie der Neuapostolischen Kirche teil. Veranstalter des Tages waren neben dem Bistum Speyer die Evangelische Kirche der Pfalz sowie die Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden.

Foto: Susanne Laun | Bistum Speyer

Prof. Dr. Fernando Enns ermutigte in seinem Beitrag, trotz mancher Unterschiede im Taufverständis aber aufgrund der gewonnenen Annäherungen, die Frage der gegenseitigen Taufanerkennung neu in den Blick zu nehmen. (Foto: Susanne Laun | Bistum Speyer)

Nach einer Begrüßung durch den Pastor der Mennonitengemeinde Enkenbach, Rainer Burkart, führte Susanne Laun, zuständig für die Stabsstelle Ökumene und theologische Grundsatzfragen im Bistum Speyer, in die Geschichte der Beziehungen der drei Konfessionen ein. Nach jahrhundertelangen gegenseitigen Verwerfungen und überlieferten Stereotypen, die oft Verfolgungen und Vertreibungen zur Folge hatten, kam es im 20. Jahrhundert durch die Entwicklung der Ökumenischen Bewegung weltweit, aber auch auf nationaler Ebene zu wichtigen Prozessen der Annäherung und des theologischen Austauschs, bei dem in Deutschland die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen auch auf regionaler und lokaler Ebene bis heute eine wichtige Rolle spielt.

Im Zentrum des Tages standen zwei Fachreferate. Am Vormittag stellte die mennonitische Historikerin Dr. Astrid von Schlachta Anfänge und Weiterentwicklungen der Täuferbewegung als einen Teil der reformatorischen Bewegung da. Dabei wurde deutlich, dass zentrale Begriffe täuferischer Theologie wie Mündigkeit, Nonkonformismus und Gewaltfreiheit das mennonitische Selbstverständnis bis heute prägen und zugleich einen wichtigen Beitrag auch für ein ökumenisches Lernen in den anderen Konfessionen darstellen.

Der Nachmittag rückte die weiterhin bestehenden Differenzen in der Frage der gegenseitigen Taufanerkennung zwischen römisch-katholischer und evangelischer Kirche und Mennoniten in den Mittelpunkt. Ein trilateraler Dialogprozess zwischen 2012 und 2017 zwischen Mennonitischer Weltkonferenz, Lutherischem Weltbund und dem damaligen römischen Sekretariat zur Förderung der Einheit der Christen hatte daher das Ziel, das jeweilige Taufverständnis der beteiligten Kirchen besser zu verstehen und nach Gemeinsamkeiten zu suchen. Der mennonitische Ökumeniker und Friedenstheologe Dr. Fernando Enns stellte den Dialog vor und beschrieb ihn als einen ökumenischen Lernprozess, bei dem trotz unterschiedlicher Praxis von Säuglingstaufe und Glaubenstaufe eine hohe Übereinstimmung erreicht wurde und tradierte theologische Vorurteile ausgeräumt werden konnten. Er machte zudem deutlich, dass als wesentliches Element täuferischer Theologie Taufe nicht nur als dogmatische Frage, sondern von ihren ethischen Konsequenzen in einer praktizierten Nachfolge Jesu betrachtet wird. Am Ende ermutigte er, aufgrund der gewonnenen Annäherungen die Frage der gegenseitigen Taufanerkennung neu in den Blick zu nehmen.

Moderiert wurde der jeweils anschließende ökumenische Austausch von Anja Behrens, Ökumenebeauftragte der Evangelischen Kirche der Pfalz, und Susanne Laun.

Der Studien- und Begegnungstag machte noch einmal deutlich, dass christliches Leben gerade angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen nur in einem ökumenischen Miteinander gelebt werden kann.

gewagt! 500 Jahre Täuferbewegung 2020-2025